Posse um Schwimmer

Olympia-Silber für Österreich mit 116 Jahren Verspätung

Sport
12.07.2012 16:41
Silber für Österreich – zwei Wochen vor Eröffnung der Sommerspiele in London: Rot-Weiß-Rot erhält mit 116 Jahren Verspätung Silber von Athen 1896. Die Aufwertung unserer Medaillenbilanz ist eine der ungewöhnlichsten Storys in der Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit, die gerade in ihren Anfängen voller Kuriositäten steckt.

Seit 1896, den ersten Spielen der Neuzeit, wurde der Wiener Otto Herschmann (Bild) in den offiziellen Dokumenten immer als Dritter über 100 Meter Freistil geführt. So auch im "Olympic Report" von 1896, in allen Statistiken des Internationalen Olympisches Komitees (IOC), auch beim ÖOC und bei unserem Schwimmverband.

Grieche verschwunden
Aber plötzlich führt das IOC Herschmann als Zweiten. Nur ein Fehler in der Medaillenbilanz? Nein. Das IOC bestätigte der "Krone", dass Herschmann Zweiter ist. Wann und warum dieses "Upgrade" erfolgt sei, konnte das IOC nicht sagen. Aber nach 116 Jahren erhält Österreich ein Silber mehr. Der bisherige Zweite, der Grieche Efstathios Chorofas, ist auf einmal verschwunden, ein Dritter taucht über 100 Meter Freistil nicht mehr auf.

Schon 1896 hatte es Zweifel an der Richtigkeit dieses Resultats gegeben. Die Schwimmbewerbe fanden im offenen Meer in der Bucht von Zea in Piräus statt. Mit einem Boot wurden die 13 Schwimmer am 11. April (im "Official Report" wird gar kein Österreicher unter den Teilnehmern erwähnt) zum Start gebracht, einer mit Bojen verhängten Leine. Sieger wurde, daran gibt's keine Zweifel, der Ungar Alfréd Hajós, damals der überragende Schwimmer. Als Zweiter aber wurde bisher Chorofas geführt – vor Herschmann.

Für viele schon damals ein Skandal
Für viele Korrespondenten war dies schon damals ein Skandal. Etwa für den ungarischen Reporter des Wiener "Schwimmers", der schrieb: "Herschmann wurde Zweiter!" Dahinter seien alle anderen in der Bucht "verloren gegangen".

Auch der Grazer Sporthistoriker Erich Kamper wies auf den Skandal hin ("Eines von mehreren Fehlurteilen der griechischen Kampfrichter"). Aber er fand beim IOC ebenso wenig Gehör wie der deutsche Experte Karl Lennartz, der dem Griechen Silber aberkannte. Selbst griechische Quellen führen Chorofas nicht als Zweiten. Jetzt aber hat das IOC gehandelt – nach 116 Jahren erhielt Herschmann posthum das Silber, das ihm zusteht.

Im Übrigen gewann Herschmann 1912 (schon als ÖOC-Präsident) noch eine niemals angezweifelte Silber-Medaille – als Fechter mit dem österreichischen Säbelteam.

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(Bild: KMM)



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