Die Volksoper zeigt Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ als versiert inszenierte, aber leicht lahmende „Opa-rette“. Chefdirigent Ben Glassberg beweist eher flaues Temperament und wenig Gespür für die Wiener Operetten-Musik.
Nein. Diese Hochzeitsnacht will man sich nicht ausmalen müssen. Wenn die „Lippen schweigen“, in der „Lustigen Witwe“, haben sich die Liebenden endlich gefunden. Doch diesmal muss man hoffen, dass sie nicht bald für immer schweigen.
Als Graf Danilo in die Knie geht, um seiner Hanna Glawari den Antrag zu machen, erlebt man das Wunder des Abends. Denn den Danilo-Interpreten Daniel Schmutzhard macht seine Maske älter, als der unverwüstliche Jopie Heesters bei seinem allerletzten Gang zu „Maxim“ war.
Auch seine Braut runzelt fröhlich daher. Dabei kann sich Anett Fritsch als Hanna stimmlich schön steigern, lässt hinter der Maske ihren Sopran ganz anachronistisch hervorstrahlen. Daniel Schmutzhard hat dagegen seinen Bariton dem Bühnenalter durchaus besser angepasst. Die Idee von Regisseurin Mariame Clément, sie älter zu machen, um ihren beiden aneinander vorbei geliebten Leben mehr Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verleihen, hat etwas. Doch deshalb gleich Uromi und Uropi durch die 1960er-Jahre dackeln zu lassen?
Dabei spult Clément den Abend liebevoll, handwerklich versiert in der geschmackvollen und cleveren Ausstattung von Julia Hansen ab. Hübsch, wie die Duette von Valencienne (arg drall: Hedwig Ritter) und Camille (apart: Aaron-Casey Gould) zu Reminiszenzen der Hanna-Danilo-Liebe werden. Als kecke Verstecknummer gelingt die Pavillon-Szene.
Aber am Pult erweist sich Ben Glassberg wenig firm im Wiener Operettenidiom. Es wackelt teils gehörig, es fehlen (Ritardando-)Sinn und Sinnlichkeit, sowie Spannung. Da kann selbst der urkomische Kromow von Nicolaus Hagg wenig retten. Und: Müssen Grisetten trocken wie Grissini klingen? Hat die Volksoper keinen Baron Zeta, der brauchbar Deutsch kann? Wohl alles eine Frage der richtigen Pflegestufe ...
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