Man habe in dem Gesteinsblock Kieferfragmente und entscheidende Teile des Körpers entdeckt, darunter Rippen, Wirbel, einen vollständigen Oberschenkelknochen, einen Unterarmknochen und weitere Gliedmassenknochen, berichtete einer der Entdecker, Lee Berger (Bild 3) von der University of Witwatersrand.
Einige dieser menschlichen Knochenteile seien zuvor noch nie in so gutem und vollständigem Zustand gefunden worden. "Das ist ein großer Tag für unser Team und für unser gesamtes Fachgebiet", sagt der Paläontologe, der sich sicher ist: "Die neue Entdeckung wird Karabo fast sicher zum vollständigsten Fossil eines unserer Vorfahren machen, das je gefunden wurde." Der jugendliche Vormensch war damals Karabo getauft worden - "Antwort" in der Regionalsprache.
Knochen in einer Höhle gefunden
Die neuen Skelettteile stammen ebenso wie die früheren Funde des Australopithecus sediba aus der Malapa-Höhle (Bild 2) rund 40 Kilometer westlich von Johannesburg. Sie sind in einem etwa ein mal einen Meter großen Gesteinsblock eingeschlossen und wurden daher zunächst unerkannt in die Labors der Paläoanthropologen an der University of Witwatersrand transportiert und eingelagert. Erst im vergangenen Monat enthüllte eine Computertomographie (CT) des Steinblocks, dass sich darin Vormenschenknochen verbergen.
"Als wir den Block zum Scannen brachten, entdeckte einer unserer Techniker, Justin Mukanku (Bilder 1,6 und 7), einen kleinen, in die Gesteinsoberfläche eingebetteten Zahn (Bild 4)", schilderte Berger die Entdeckung. Nähere Untersuchungen enthüllten, dass ein kleines Stück des linken Kieferknochens von Karabo perfekt zu diesem im Stein gefundenen Zahn passte.
Fehlende Teile des Australopithecus sediba
Die CT-Aufnahmen zeigten zudem einen Unterarmknochen, der zum Karabo-Skelett zu gehören scheint. "Wir wissen aber noch nicht, ob alle anderen Knochen auch zu diesem Skelett gehören", sagte Berger. Das werde sich erst in weiteren Scans und nach der Präparation der Knochen zeigen. Aber es sehe so aus, als wenn die Knochen im Steinblock genau diejenigen seien, die bisher im Skelett von Karabo noch fehlten.
Nach Angaben des Forschers stammen die Skelettteile im Steinblock aber auf jeden Fall von einem Jugendlichen im gleichen Alter wie Karabo. Das zeige sich unter anderem an der CT-Aufnahme eines Kieferstücks aus dem Steinblock mit einem noch nicht herausgewachsenen Weisheitszahn darin.
Präparation soll live im Web übertragen werden
Die Forscher wollen das Vormenschenfossil vor laufender Kamera freilegen und auch die langwierige Präparation und darauffolgende Erforschung der Knochen live über das Internet übertragen. "Die Öffentlichkeit wird in Echtzeit an der Erforschung des Skeletts und an zukünftigen Entdeckungen teilnehmen können - das ist einmalig für die Paläoanthropologie", so Berger. Ein entsprechend ausgerüstetes Labor wird dafür im Maropeng Besucherzentrum im Herzen der UNESCO-Welterbestätte "Cradle of Humankind" in Südafrika eingerichtet.
Australopithecus sediba Urahn des Menschen?
Der im Jahr 2008 entdeckte Australopithecus sediba wurde 2010 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Er stammt vermutlich vom Australopithecus africanus ab und gilt wegen einigen gemeinsamen Zahn- und Knochenmerkmalen als einer der bisher besten potentiellen Kandidaten für die direkte Ahnenschaft der Gattung Homo, zu der auch der Homo sapiens – der moderne Mensch – gehört.
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