Eher Aktionen gefragt

Immer weniger greifen im Supermarkt zu „Bio“

Wirtschaft
05.03.2024 13:49

Die hohe Teuerung schlägt sich klar im Einkaufsverhalten der Konsumenten nieder. Während sich der Aktionsanteil in weniger als 20 Jahren verdoppelt hat, geht etwa „Bio“ zurück. Vegane Milch- und Fleischalternativen kommen nicht vom Fleck.

Rund 220 Euro geben Haushalte pro Monat im Lebensmittelhandel aus, ergab die neue RollAMA-Analyse. Während die Mengen stabil sind, stiegen die Ausgaben in den Supermärkten wegen massiv gestiegener Preise um über zehn Prozent. Immer mehr Konsumenten versuchen daher bereits, der Inflation mit Aktionen zu Schleuderpreisen ein Schnippchen zu schlagen.

Fleisch wird zur Hälfte in Aktion gekauft
Jeden zweiten Euro geben die Kunden bei Rind- und Schweinefleisch bereits in Aktion aus, auch bei Butter ist der Anteil mit 46 Prozent hoch, zum Vergleich waren es vor 20 Jahren nur elf Prozent. Auch mehr als jedes dritte Fertiggericht landet rabattiert im Einkaufswagerl (siehe Grafik). „Der Aktionsanteil steigt seit Jahren und wird wohl weiterhin hoch bleiben oder sogar noch zunehmen“, sagt Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA Marketing. Der Preisdruck ist dadurch hoch.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Bei Fleisch verschiebt sich der Konsum aber auch innerhalb der Sorten: Während teureres Rind- und Kalbsfleisch an Menge einbüßt, ist vor allem Putenfleisch sehr gefragt. Zudem kaufen immer mehr Kunden vorbereitete Produkte wie etwa bereits gewürzte Koteletts.

Ganz entziehen können sich Konsumenten mit den Rabattaktionen aber der Preisrallye bei vielen Produkten nicht. Käse wurde laut AMA-Analyse deutlich teurer, bei den Fleischwaren schnellte vor allem der Preis für Faschiertes in die Höhe. Auch Tiefkühl-Gemüse stieg überdurchschnittlich. Besonders groß fällt der Anstieg bei Erdäpfeln aus, Konsumenten müssen im Schnitt um 23,4 Prozent mehr bei an der Supermarktkassa hinlegen. „Hier gibt es traditionell große Schwankungen“, betont Mutenthaler-Sipek.

Erdäpfel wurden um über 20 Prozent teurer. (Bild: ©zeralein - stock.adobe.com)
Erdäpfel wurden um über 20 Prozent teurer.

Bio-Produkte: Preisbewusstsein schlägt oft den Umweltgedanken
Der Wunsch nach Aktionen und Sparen geht zulasten von höherpreisigen und qualitativ guten Produkten. Der Bio-Anteil nahm daher von 11,5 Prozent auf elf Prozent leicht ab. „Die hohe Inflation hat die Nachfrage hier etwas eingedämmt“, so die AMA-Marketing-Chefin. Zwar kaufen mittlerweile immer mehr Österreicher „Bio“, doch bei einzelnen Kaufentscheidungen schlägt vor dem Regal Preisbewusstsein immer häufiger den Umweltgedanken.

Das betrifft vor allem jüngere Menschen: So griffen vor 15 Jahren unter 40-Jährige noch häufiger zu „Bio“ als Konsumenten aus der Generation 60 Plus. Mittlerweile sind Haushalte, in denen über 60-Jährige hauptsächlich den Einkauf erledigen, die fleißigsten „Bio“-Käufer, jeder Dritte achtet darauf, während es bei den Jüngeren nur jeder Vierte ist. Generell ist die Lust auf ökologische Waren aber bei den jüngsten und ältesten Käufergruppen am höchsten, während die 40- bis 60-Jährigen am wenigsten Wert darauf legen.

Christina Muthentaler-Sipek: „Das Wachstum bei Bio-Produkten hat sich eingebremst.“ (Bild: © MICHAEL SAZEL FOTOGRAF)
Christina Muthentaler-Sipek: „Das Wachstum bei Bio-Produkten hat sich eingebremst.“

Regionalität wichtiger als Ökologie
Wichtiger als Bio ist vielen Konsumenten, woher das Produkt kommt. Viele bevorzugen Waren aus Österreich oder - noch besser - gleich aus der eigenen Region und dem eigenen Bundesland. Rund 80 Prozent achten bei Brot auf Regionalität, das Lieblingsgebäck der Österreicher sind übrigens die Semmeln, häufig aus österreichischem Mehl gebacken. Bei Eiern kommen sogar 90 Prozent aus heimischer Landwirtschaft, und auch Fleisch wird zu knapp 70 Prozent oder mehr aus Österreich gekauft.

Für viele zweitrangig scheint die Herkunft bei Fertiggerichten und Tiefkühlware zu sein. Im Vergleich zu Fleisch darf es bei Fisch auch gerne einmal etwas aus dem Ausland sein, das betrifft nicht nur Meeresfische wie Thunfisch und Co.

Wenig Appetit auf vegane Alternativen
Nicht recht vom Fleck kommen pflanzliche Alternativen. Hier gab es vor drei bis vier Jahren einen rasanten Anstieg, der sich allerdings nun eindeutig eingebremst hat. Die Menge stieg nur marginal um 2,2 Prozent, nur 3600 Tonnen Fleischalternativen verspeisen die Österreicher, das ist an der Gesamtmenge gesehen ein mickriger Anteil von lediglich einem Prozent.

Beliebter sind vegane „Milch“, etwa aus Hafer oder Soja, aber auch sie machen nur drei Prozent aus. Dabei ist der Anteil an Veganern in Österreich europaweit sogar am höchsten, rund fünf Prozent leben laut einer internationalen Studie ganz ohne tierische Produkte. Dass der Anteil von Haferdrinks, Fleischersatz und Co. so extrem niedrig ist, zeigt, dass viele Alternativen auch bei der engsten Zielgruppe noch nicht vollends angekommen sind. Von einem Boom kann keine Rede sein.

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