Dass Tiere - vor allem Hunde - beeinträchtigten, alten und kranken Menschen guttun, weil sie sie beruhigen, ist wissenschaftlich erwiesen. Sabine Oberhauser aus Traiskirchen hat vor 13 Jahren diese Arbeit mit Hunden kennen und lieben gelernt. Sie gibt ihr Wissen weiter.
Dass Tiere - vor allem Hunde - beeinträchtigten, alten und kranken Menschen gut tun, weil sie sie beruhigen, ist wissenschaftlich erwiesen. Sabine Oberhauser aus Traiskirchen hat vor 13 Jahren diese Arbeit mit Hunden kennen und lieben gelernt. Seit 2019 bildet sie als tierschutzqualifizierte Hundetrainerin selbst Herzenshunde und die dazugehörigen Menschen aus. Gearbeitet wird im Kinder- und Jugendbereich, in Sonderschulen, im Schwerstbehindertenbereich, in der Geriatrie und auf Palliativstationen.
Bei den Kleinsten ist es behutsame Zusammenführung von Hund und Kind. Der Nachwuchs lernt dabei, wie er sich einem Hund gegenüber richtig verhält. Im Behindertenbereich soll das Tier beruhigen, aber auch stärken und Selbstvertrauen geben, auf der Geriatrie teilweise die alten Menschen wieder mobilisieren. „Aber auch bei der Sterbebegleitung leisten unsere Hunde großartiges“, schildert Sabine Oberhauser. „Sie begleiten ihre Menschen bis zum letzten Tag.“
Jede Rasse ist willkommen, viele der ausgebildeten Therapie-Begleithunde kommen aus dem Tierschutz und bringen dieselben Voraussetzungen mit wie Rassehunde. Österreich ist bei der Ausbildung Vorreiter. Als einziges EU-Land gibt es eine einheitlich staatliche Zertifizierung der Teams. auch das einzige Land, wo Hund und Mensch eine Prüfung mit anschließender Zertifikatsverleihung absolvieren müssen. Diese Prüfung ist dann jährlich zu wiederholen.
Teams aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland
42 aktive Herzenshunde-Teams gibt es derzeit. Die meisten stammen aus Niederösterreich und Wien, aber auch Burgenländer sind dabei. So zum Beispiel Doris Karasek aus Hornstein. Sie arbeitet im nahen, niederösterreichischen Pottendorf im Pflege - und Betreuungszentrum . Die Ärztin hat zwei Herzenshunde. Lilly ist ein dreijähriger Zwergpintscher, der seit einem Jahr im Dienst ist und Abby ein vier Jahre alter Labrador. Sie ist seit zwei Jahren mit ihrem Frauchen im Pflege- und Betreuungszentrum tätig. Über die Hundetrainerin von Abby lernte sie Sabine kennen und hat dort dann mit beiden Hunden die Ausbildung gemacht. Etwa zweimal pro Woche nimmt sie einen Hund zum Dienst mit. Schlendert sie mit Lilly oder Abby durch die Gänge fangen die meisten Gesichter der Bewohner an zu strahlen.
„Man glaubt gar nicht, was für schöne Erlebnisse wir haben, nur weil der Hund mit ist“, erzählt die Burgenländerin. Sie schildert von einer autistischen Frau, die ein Leben lang nur bei der Mutter war und sich vor allem gefürchtet hat. „Als sie Abby gesehen hat, hat sie sich entspannt und sogar gelächelt“, so die Ärztin.
Die Heimärztin schaut, dass sie eruiert, welche Bewohner zu Hause Tiere, bevorzugt Hunde hatten und besucht gerade diese mit ihren Vierbeinern. Denn es kann vorkommen, dass manche Patienten ihrem Gegenüber im ersten Moment mit Skepsis gegenübertreten. Hier ist der Hund oft der Eisbrecher. „Zuerst unterhalten wir uns über das Tier und vielleicht die Vergangenheit der Person und erst dann komme ich auf das Medizinische zu sprechen“, erzählt die Burgenländerin.
Hunde werden zu nichts gezwungen
Was sowohl Sabine Oberhauser als auch Doris Karasek wichtig ist: Kein Hund wird zu irgendetwas gezwungen. Wird es ihm zu viel, kann er immer gehen. „Man merkt manchmal, dass sie zu hecheln oder zu gähnen beginnen. Das ist ein Zeichen, dass es jetzt bald reicht“, schildern die beiden. Auch nicht jeder Klient ist für jeden Hund der Richtige. „Auch das ist eine Lernphase. Aber wenn man das herausgefunden hat, haben Hund und Mensch wunderschöne Momente, wie hier zum Beispiel“, sagt Doris Karasek und hebt die Dreikilohündin Lilly bei einer alten Dame aufs Bett. Deren Gesichtszüge erhellen sich in der Sekunde und sie beginnt den Hund zu streicheln.
Ein Bewohner mit spastischen Lähmungen wird erheblich ruhiger, wenn er Abby spüren kann, ein Mann, der nach einer Gehirnblutung kaum mehr bewegungsfähig ist, bemüht sich die Hundeleckerlis in Tierform zu benennen und dem Hund zu füttern.
Tiere werten nicht, für sie ist jede Person gleich
Und warum funktioniert die Arbeit mit den Hunden so gut? „Weil Tiere nicht werten“, erklärt Sabine Oberhauser. „Ihnen ist vollkommen egal, ob der Mensch eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung hat. Sie gehen offen auf die Person zu.“ Auch ein essenzieller Punkt bei den Herzenshunden: Tiergestützte Intervention passiert nur, wenn alle Beteiligten das möchten.
Doris Karasek nimmt ihre Hunde mit zur Visite. „Und dann schaue ich, was passiert“, erzählt sie und verliert sich sofort wieder in schönen Momenten mit ihren Klienten. Hört man ihr zu, bemerkt man nicht nur die Liebe zum Menschen, sondern auch zu ihrem Job. Und hier muss einmal gesagt werden: Hochachtung vor allen Menschen, die mit Behinderten, Alten oder Sterbenden arbeiten. Großartig, dass es solch sozial engagierten Menschen wie Sabine Oberhauser oder Doris Karasek und ihre Hunde gibt. Und vielen Dank für eure Arbeit!
Mehr Infos zu ihren Ausbildungen gibt es auch unter www.team-herzenshunde.at
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