Das Ringen um steirische Pflegekräfte geht in die nächste Runde: Ein Pilotprojekt zur Pflegelehre soll dem Arbeitskräftemangel ebenso entgegenwirken wie neue Studienangebote an der FH Joanneum. Lektorin Isabella Sumerauer über einen neuen Zertifikatslehrgang und ein sich veränderndes Berufsbild.
„Krone“: Mit April wird ein neues Pilotprojekt zur Pflegelehre am LKH Graz II eröffnet - das Ausbildungsangebot wird also immer breiter. Was sind die Vorteile einer akademischen Pflegeausbildung gegenüber einer Lehre?
Isabella Sumerauer: Mit der Pflegelehre werden andere Pflegeberufe ausgebildet als mit dem Studium. Wir schulen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen mit sehr hohem Kompetenz- und Verantwortungsbereich. Auch der wissenschaftliche Aspekt unterscheidet uns stark von den Assistenzberufen, also der Bereich der Forschung. Wichtig zu sagen ist aber auf jeden Fall, dass wir alle Pflegeberufe brauchen – sowohl Assistenzberufe als auch diplomiertes Personal. Zusammenarbeit ist wichtig, jede Gruppe kann unterschiedliche Bereiche abdecken.
Welche Inhalte bietet die Pflegeausbildung an der Fachhochschule Joanneum?
Im Mittelpunkt steht das sechssemestrige Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege, das zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger ausbildet. Wir bieten ein generalistisches Studium, sodass man später Menschen aller Altersstufen versorgen kann. Wir vereinen den Pädiatriebereich, sprich Kinder- und Jugendpflege, aber auch psychiatrische oder geriatrische Pflege in unserem Studium.
Der Unterricht an der Fachhochschule verändert sich fortlaufend. Wie viel wird noch am Patienten gelehrt und welche Rolle spielt mittlerweile das Simulationstraining?
Die Simulation ist unser Studiengesangsschwerpunkt. Wir haben sehr modernes Equipment, um die Studierenden für Praktika vorzubereiten. Denn in unserem Studium hat die praktische Ausbildung einen wichtigen Stellenwert. In jedem Semester finden Praktika statt, insgesamt sind es zehn - zum Beispiel im Krankenhaus, in Pflegeheimen, in der mobilen Pflege oder in Tageszentren. Darauf soll das Simulationstraining in unseren Skill- und Simulation-Labs vorbereiten. Die erste Blutabnahme wird an der Puppe und nicht am Patienten geübt.
Welche Kapazitäten hat die Fachhochschule, um Pflegekräfte auszubilden?
Mit Start im Wintersemester haben für den Bachelorstudiengang 216 landesfinanzierte Plätze, zusätzlich bieten wir seit dem letzten Sommersemester eine zweite Einstiegsmöglichkeit mit 36 Plätzen. Heuer haben wir außerdem einen neuen Campus Bergstraße in Eggenberg mit ebenfalls 36 Plätzen gestartet. Ab 2025 soll ein weiterer Studienstandort in Kapfenberg hinzukommen. Und: Nächste Woche läuft ein sogenanntes „Upgrade“-Programm an, in dem Absolventen der ehemaligen Krankenpflegeschule über einen Zertifikatslehrgang den Bachelor nachmachen können. So können auch sie anschließend Masterlehrgänge besuchen.
Stichwort Arbeitskräftemangel: Was spricht für eine Karriere im Pflegebereich?
Pflege wird immer gebraucht werden. Die Bevölkerung wird älter, wir alle wissen, wie sich die Bevölkerungspyramide entwickeln wird. Zudem ist es ein Job, der sehr viele Entfaltungsmöglichkeiten hat. Wir haben aktuell auch zwei Master-Hochschullehrgänge in Konzeption. Einer zum Thema Management im Gesundheitswesen und einer zum Thema Fachdidaktik.
Und wie kann man noch mehr Studienanfänger rekrutieren?
Es ist wichtig, dass die Menschen tatsächlich informiert sind, was Pflege ist und was Pflege macht, weil sich das in den letzten Jahren sehr verändert hat. Gerade durch die Akademisierung gibt es viel mehr Tätigkeitsfelder für die Pflege, wie zum Beispiel in der Schulung und Beratung. Da wird sich in nächster Zeit auch noch mehr tun, weil wir immer mehr und immer spezialisierte Pflege brauchen.
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