Verhaftungen in Moskau
Kreml spürt Nawalny-Fans mit Gesichtserkennung auf
Vier Tage nach dem Begräbnis des im berüchtigten Gefängnis „Polarwolf“ verstorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny werden weiterhin in der russischen Hauptstadt Moskau Teilnehmer von der Zeremonie verhaftet. Aufgespürt werden sie nun über die Überwachungskameras.
Entgegen den ärmlichen Regionen in Russland ist die Metropole Moskau schrill, laut, modern und hochtechnisiert. Welche Tücken dies für die Bevölkerung in dem immer totalitärer regierten Land birgt, führen uns die Nachrichten aus dem flächenmäßig größten Land der Welt immer wieder vor Augen. Etwa ist das Gesichtserkennungssystem in der Hauptstadt derart vernetzt und ausgefeilt, dass man „jeden Menschen bis zu seiner Haustür verfolgen kann“, erklärt der Pressesprecher der Nichtregierungsorganisation OWD-Info Dmitri Anisimow.
Trotz dieser Umstände und ungeachtet der Drohgebärden vom Kreml waren mindestens 16.500 Menschen beim Begräbnis mit dabei, wie „Beli schjottschik“ vermeldet. Aber auch in den Tagen danach pilgerten Menschenmengen zum Grab vom größten Feind des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Aufmagazinierte Wachmänner standen neben Nawalnys Ruhestätte bereit, ließen aber die trauernden Menschen Blumen niederlegen.
Rache aus dem Hinterhalt
Die Rache „von oben“ kommt nun aus dem Hinterhalt. Am Montagabend wurde eine Moskauerin von der Polizei zu Hause abgeholt und auf das Revier gebracht, berichtet OWD-Info. Dort musste die verängstige Russin den Angaben nach die ganze Nacht verbringen. Der Grund: Sie war von einer Überwachungskamera bei Nawalnys Begräbnis aufgenommen worden, als sie angeblich „Ehre den Helden“ gerufen habe.
Sämtliche Schikanen musste die Frau über sich ergehen lassen. Ihr sei die ganze Zeit über verwehrt worden, die Toilette aufzusuchen. Auch hätten die Beamten sie angeschrien, wüst beschimpft, ausgelacht und gezwungen, ihr Nasenpiercing zu entfernen–andernfalls würde man es ihr einfach herausreißen, drohten Putins „Sicherheitskräfte“.
Mann direkt vor Haustür abgepasst
Am Dienstagmorgen wurden zwei weitere Russen verhaftet. Einer von ihnen war Jegor K. Er sei von den Beamten beim Verlassen seiner Wohnung abgepasst worden. Bei der Polizeistation angekommen, habe man ihm erklärt, dass er über die Überwachungskameras ausfindig gemacht worden sei. Sein Benehmen sei umfassend dokumentiert worden, auch habe man ihm den Pass abgenommen.
OWD-Info hatte vorab gewarnt, dass sich die Verfolgung der Begräbnis-Teilnehmer nicht nur auf die Zeremonie selbst beschränken würde. Bereits seit 2021 setzt die russische Polizei auf Überwachungskameras, um mithilfe der Daten die Menschen auch später noch zur Verantwortung ziehen zu können.
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