In österreichischen Innenstädten schrumpfen die Handelsflächen seit Jahren - auch in Graz. Was Leerstände entlang der Einkaufs-Hotspots angeht, ist die steirische Landeshauptstadt einer aktuellen Studie zufolge aber auf einem guten Weg. Bei den Umsätzen sieht der Handel hingegen Luft nach oben.
Ein Modegeschäft sperrt zu, stattdessen besiedeln Büros die Fläche - so lässt sich ein großer Trend im österreichischen Innenstadthandel auf den Punkt bringen. Seit 2018 gehen die Shop-Flächen in den beliebtesten Einkaufszonen des Landes kontinuierlich zurück, besonders betroffen sind Bekleidungsgeschäfte.
Das geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Standort + Markt hervor, das seit zehn Jahren akribisch die Entwicklung des Innenstadthandels in den 20 größten Städten Österreichs analysiert.
Fast 30 Prozent weniger Modegeschäfte
So hat die Grazer Innenstadt laut der Studie seit 2014 fast acht Prozent an Shop-Fläche verloren (Schnitt aller erhobenen Städte: minus 3,1 Prozent). Am stärksten betroffen war die Bekleidungsbranche mit minus 27 Prozent, wobei sich diese Negativentwicklung im letzten Jahr zum ersten Mal wieder stabilisiert hat. Zwei Beispiele prominenter Neuansiedlungen im Modebereich: Hunkemöller und Weekday. Konstante Zuwächse gab es in den letzten Jahren hingegen bei Gastro-Betrieben.
Insgesamt ist die Grazer City mit 953 Geschäften und 168.500 Quadratmetern Verkaufsfläche nach Wien immer noch der größte Einzelhandels-Hotspot Österreichs. Und auch wenn so manche subjektive Beobachtung beim Flanieren durchs Grazer Zentrum anderes vermuten lässt: Was die Leerstände im Handel angeht, bewegt sich die steirische Landeshauptstadt laut Studie konstant auf gutem Niveau.
Mehr als doppelt so viel Leerstand in Leoben
Aktuell stehen in der Grazer Innenstadt 3,2 Prozent der Geschäfte leer, um 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: Klagenfurt hat eine Leerstandsquote von neun Prozent, Linz vier Prozent und die zweitgrößte steirische Stadt, Leoben, rund 8 Prozent. Damit rangiert die Montanstadt unter den fünf höchsten Leerstandsraten der Erhebung.
„So positiv die Zahlen auch sind–Jubel ist aus meiner Sicht unangebracht, zumal derzeit zahlreiche nicht leerstehende Geschäfte in der Innenstadt wegen der Großbaustelle unter massiven Umsatzeinbußen leiden und ums Überleben kämpfen“, kommentiert der Grazer Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler die aktuelle Studie.
Händler klagen über mangelnde Umsätze
Ähnliches weiß Erwin Sacher vom Innenstadtwirtschaftsverein „Echt Graz“ zu berichten: „In unserem Bereich haben wir bei weitem nicht die Umsätze, die wir brauchen würden. Die Kosten sind exorbitant gestiegen, die Schere geht immer weiter auf.“
Diese Einschätzung deckt sich mit einer österreichweiten Umfrage durch den Handelsverband im Zuge der aktuellen Studie: „Mehr als ein Drittel der heimischen Händler erwarten heuer Umsatzverluste, nur ein Viertel rechnet mit einem positiven Jahresabschluss“, sagt Verbandschef Rainer Will.
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