Mit einem zehn Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog stellt sich der SK Rapid dem Kampf gegen Homophobie und Sexismus im Verein. Als Reaktion auf die beleidigenden und homophoben Entgleisungen von Funktionären und Spielern nach dem Derbysieg gegen die Austria wollen die Hütteldorfer eine nachhaltige Kultur-Änderung schaffen und als Zugpferd im Kampf gegen Diskriminierung im gesamten österreichischen Sport dienen.
„Die Ereignisse des vorletzten Wochenendes sind eine ganz besondere Herausforderung für uns“, sagte Rapid-Präsident Alexander Wrabetz. Bei den Siegesfeiern sei „etwas gravierend schiefgelaufen, wo wir gesagt haben, wir müssen diese Herausforderung annehmen, die Verantwortung übernehmen und daraus lernen“. Der Klub sah sich großem Druck der Öffentlichkeit, von Sportminister Werner Kogler und auch von Sponsoren ausgesetzt und startete unmittelbar nach Auftauchen der Videos einen Prozess, der in dem am Dienstag präsentierten Maßnahmenkatalog mündete.
Federführend geleitet wird der Prozess von Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Die Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien hat einen beruflichen Aufenthalt in Griechenland abgebrochen, um die Maßnahmen in die Wege zu leiten. „Der SK Rapid hat ein Leitbild, in dem man sich explizit zur Vielfalt bekennt, für eine offene Gesellschaft eintritt und selbstverständlich gegen Antidiskriminierung auftritt. Dass nach der letzten Derby-Feier diese Videos aufgetaucht sind, zeigt für mich, dass es leider nicht so ist, dass dieses Leitbild so verankert ist, dass in einer emotionalen Ausnahmesituation unsere Rapid-Community dieses Leitbild präsent hat. Wir müssen Prozesse und Strukturen schaffen, um Diskriminierung und Homophobie aus dem Verein zu verbannen“, erklärte Hanappi-Egger.
Hofmann und Co. im Zentrum der Maßnahmen
Geschäftsführer Steffen Hofmann, Co-Trainer Stefan Kulovits sowie die Spieler Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl, die in den Videos zu sehen und zu hören gewesen sind, wurden am Montag vom Strafsenat der Fußball-Bundesliga zu durchgehend unbedingten Sperren verurteilt. Die Betroffenen haben Einsehen gezeigt und sich entschuldigt, weshalb vereinsintern keine weiteren Sanktionen angedacht sind. Allerdings stehen die sieben Männer im Zentrum der Maßnahmen, sie werden unter anderem Organisationen gegen Diskriminierung unterstützen.
Rapid wird zudem mit einschlägigen Institutionen zusammenarbeiten, bei der persönlichen Verantwortung in den Arbeitsverträgen nachschärfen, die Stelle eines/einer Diversitätsbeauftragten einführen, einen Preis für die beste Fan-Initiative gegen Diskriminierung ausloben und eine Studie zum Umgang mit Homophobie im Stadion durchführen, die im Rahmen eines Kongresses in einen wissenschaftlichen Diskurs und zu Strategien zur Umsetzung führen soll. In diese Selbstreflexion sollen Fangruppen und Sponsoren eingebunden werden. In der Fanszene sei „ein Reflexionsprozess angestoßen, also wir merken, dass es natürlich schon interne Diskussionen gibt, die sind sehr erfreulich“, sagte Hanappi-Egger.
„Ein wichtiger Knoten in einem kraftvollen Netzwerk“
Der Klub will damit Vorbild in der österreichischen Sportlandschaft werden. „Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass Rapid als Verein mit der Strahlkraft, die wir haben, im Fußballsport und insgesamt im Sport etwas bewegen kann“, erklärte Hanappi-Egger. Rapid „kann ein wichtiger Knoten in einem kraftvollen Netzwerk sein“, so ihre Vision. „Ich glaube, dass es jetzt der günstigste Zeitpunkt ist, hier nachhaltig etwas zu entwickeln. Dass wir ein Verständnis entwickeln, diese Schmäh-Sprüche nicht mehr anzuwenden, dass es der Stimmung eines Fußball-Erlebnisses nichts abtut, wenn wir andere Vokabeln verwenden, um unseren Emotionen Ausdruck zu verleihen und dass sie nicht menschenverachtend und entwürdigend sein müssen“, betonte die Rapid-Vizepräsidentin.
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