Jahr der Kompetenzen
Kompetenzen als Schlüssel für die Zukunft
Vielfältige Kompetenzen sind der Schlüssel, um langfristig erfolgreich zu sein. Im Interview gibt Ökonomin Julia Bock-Schappelwein einen Überblick, was uns am österreichischen Arbeitsmarkt bis 2030 erwarten könnte. Um jedenfalls für die Zukunft gewappnet zu sein, gibt es im Rahmen des Europäischen Jahres der Kompetenzen vielfältige Weiterbildungsangebote, um wertvolle Fähigkeiten aus- und aufzubauen.
Unsere Arbeitswelt verändert sich ständig, technologische Innovationen und der Wunsch nach Nachhaltigkeit verändern sowohl wie wir arbeiten, als auch die Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Das bringt Chancen, aber auch Herausforderungen - da wir als einzelne und als Gesellschaft laufend dazu lernen müssen, um am Ball zu bleiben. Laut Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft verfügen 40 % der Erwachsenen in Europa nicht über digitale Grundkenntnisse. Frauen sind in technischen Berufen und Studienfächern unterrepräsentiert.
Der Fachkräftemangel als Herausforderung der Zukunft
Mehr als 75 % der Unternehmen in der EU klagen über Fachkräftemangel, während nur 37 % der Erwachsenen regelmäßig eine Weiterbildung absolvieren. Das Europäische Jahr der Kompetenzen sorgt für neuen Schwung im Hinblick auf die Weiterbildungsmöglichkeiten und soll neue Impulse für das lebenslange Lernen setzen. Ziel ist es, EU-Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zugeben, Teil des ökologischen und digitalen Wandels zu werden und somit langfristig Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.
Besonders interessant ist dahingehend, welche Herausforderungen-Trends und Entwicklungen wir in den nächsten Jahren in Österreich erwarten können. Im Auftrag des Arbeitsmarktservice Österreich hat sich WIFO-Ökonomin Julia Bock-Schappelwein zusammen mit Andrea Egger das Thema im Detail angesehen.
Frau Bock-Schappelwein, im Rahmen der Studie „Österreichischer Arbeitsmarkt 2030“ die im Auftrag des AMS erstellt wurde, haben Sie sich intensiv mit dem heimischen Arbeitsmarkt und den Aussichten bis 2030 beschäftigt. Können Sie uns einen kurzen Überblick zu den wichtigsten Trends geben?
Julia Bock-Schappelwein: Die Arbeitswelt verändert sich ständig. Dies ist kein neues Phänomen, im Gegenteil, Veränderungen gab es in der Vergangenheit, gibt es in der Gegenwart und wird es auch in der Zukunft geben. Neu an der aktuellen Situation ist aber die hohe Geschwindigkeit, mit der diese Veränderung geschieht - dies wird durch COVID-19, den Krieg in der Ukraine und den Einsatz künstlicher Intelligenz weiter beschleunigt. Generell beobachten wir zwei große Tendenzen: Digitalisierung und Ökologisierung: einerseits kommt immer mehr Technologie zum Einsatz, andererseits werden Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Wirtschaften immer wichtiger.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell am österreichischen Arbeitsmarkt?
Julia Bock-Schappelwein: Der stetige Wandel hin zu Digitalisierung und Ökologisierung der Wirtschaft führt dazu, dass stellenweise ein Ungleichgewicht zwischen benötigten und vorhandenen Qualifikationen entsteht und Personen, die bereits im Berufsleben stehen, laufend mit neuen Anforderungen konfrontiert sind. Eine weitere wesentliche Herausforderung ist der demografische Wandel - also die Veränderung der Altersstruktur in der Bevölkerung. Die geburtenstarken Jahrgänge der Generation Baby-Boomer scheiden nach und nach aus dem Berufsleben aus, aufgrund des anhaltenden Geburtenrückgangs rücken aber weniger Arbeitskräfte nach.
Wie können wir uns diesen Herausforderungen am besten stellen?
Julia Bock-Schappelwein: Kompetenzen sind der Schlüssel für denlangfristigen Erfolg. In einem sich raschveränderndenUmfeldgibtesnichtdieeinerichtige Fähigkeit - es ist vielmehr ein Bündel ausfachlichen, sozialen und digitalen Kompetenzengefragt. Insbesondere vor dem Hintergrund derhohen Geschwindigkeit, mit der sich der Wandelvollzieht, ist es wichtig,Aus- undWeiterbildungsangebotezu nutzen.
Welche Rolle spielt die Weiterbildung? Gibt es Besonderheiten für Frauen, Junge und Ältere?
Julia Bock-Schappelwein: Weiterbildung spielt in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle. Auf einer gesellschaftlichen Ebene besteht die Herausforderungen für die berufliche Weiterbildung besonders darin, auch jene Arbeitskräfte anzusprechen, die - trotz Bedarf - bislang kaum an Weiterbildung teilgenommen haben. Statistisch gesehen waren das bislang eher ältere oder auch formal gering qualifizierte Arbeitskräfte, Frauen nahmen seltener Teil als Männer.
Was ist hier besonders wichtig?
Julia Bock-Schappelwein: Da Aus- und Weiterbildung vorausschauend geplant werden muss, ist das frühzeitige Erkennen von Trends in den Qualifikationsanforderungen unerlässlich. Eine kontinuierliche Analyse der in den Stellenausschreibungen geforderten Kompetenzen könnte hier ein wichtiges und zeitnahes Element darstellen. Um Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungsniveaus und in verschiedenen Lebensphasen zu ermöglichen, an beruflicher Weiterbildung teilzunehmen ist es wichtig, vielfältige Weiterbildungsformate, Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten zu schaffen.
Lust auf neue Kompetenzen?
Anlässlich des Europäischen Jahres der Kompetenzen bietet die Europäische Union sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene eine Vielzahl unterschiedlicher Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten - angefangen beim Arbeitsmarktservice, über Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen bis hinzu Angeboten von Industrie- und Handelskammern oder Unternehmen. Die Machen Wir Was Daraus Webseite gibt einen Überblick über die Möglichkeiten!
Darüber hinaus fördert die Europäische Kommission den Aufbau neuer Fähigkeiten für die berufliche Weiterbildung oder die berufliche Neuorientierung. Informieren Sie sich auf Kompetenzen - Europäische Union (europa.eu) über die Angebote.