Musicalstar in Gmunden

Denis Riffel: „Natürlich kenne ich die Einsamkeit“

Denis Riffel tritt bald in Gmunden auf

(Bild: Phillip Noack)

Es ist eine Teenager-Story mit einer großen Gefühlspalette: Der Musical-Frühling bringt ab 22. März die deutschsprachige Erstaufführung von „Dear Evan Hansen“ ins Stadttheater Gmunden. Die Hauptrolle spielt der 29-jährige deutsche Schauspieler Denis Riffel, der sich im „Krone“-Talk recht offen zeigt.

Schon im Vorjahr hat der Musical-Frühling Gmunden Gespür bewiesen und mit der Uraufführung von „Briefe von Ruth“ seinen internationalen Ruf gefestigt. Es regnete gleich vier Auszeichnungen beim Deutschen Musiktheaterpreis.

Nun nehmen sich Elisabeth Sikora und Markus Olzinger eine deutschsprachige Erstaufführung vor. Am 22. März ist in Gmunden der Broadway-Hit „Dear Evan Hansen“ zu sehen. Denis Riffel, der zuletzt am Salzburger Landestheater in „Hair“ brillierte, spielt die Hauptrolle, die Proben laufen schon. Die „Krone“ traf den charismatischen Musicaldarsteller.

„Krone“: Wie würden Sie sich selbst dem österreichischen Publikum vorstellen?
Denis Riffel: Hallo, ich bin Denis und wurde 1995 am Rande einer Autobahn in Bielefeld im Auto geboren. Meine Oma, die Hebamme war und über eintausend Babys geholfen hat, auf die Welt zu kommen (nur mir nicht), hat mich mit ihrer ruhigen, einfachen Stärke sehr geprägt, und von ihr und meiner Mutter hatte ich wahrscheinlich den Drang, mich beweisen zu müssen, also habe ich lange Taekwondo gemacht. Die Disziplin und der dort gelernte Kampfgeist begleiten mich täglich, aber ich habe mich bald dafür entschieden, Schauspieler zu werden.

Sind Sie Musicaldarsteller oder mehr Schauspieler?
Theater ist Leben, Theater ist Austausch, und im Austausch mit meinen Mitspielenden und dem Kreativteam finden wir bei den Proben heraus, was genau die Geschichte ist, die wir erzählen. Und je nach Form kommt unterschiedliches Handwerk hinzu, wie Sprechen, Zuhören und Reagieren, Singen, Tanzen, Bewegen. Ich finde diese Trennung ist aus der Zeit gefallen und hilft einem offenem Diskurs, was im Theater möglich ist, kaum.

Szene aus „Hair“ am Salzburger Landestheater: Simon Stockinger und Denis Riffel (re.)

(Bild: SLT / Tobias Witzgall)

Was finden Sie an „Dear Evan Hansen“ interessant und was ist das Reizvolle an der Hauptrolle?
Den tiefen Schmerz und die Einsamkeit von Evan sind mit Sicherheit die interessantesten Aspekte an dieser Figur. Sie sind ein Fass ohne Boden und sehr vielfältig, das sind riesige Konflikte. Dazu kommen erste Liebe, Liebe zu Familie, Freunden. Und Hoffnung, denn „du bist nicht allein“.

Gibt es etwas, das Sie persönlich mit der Figur des Evan Hansen verbindet? 
Ich kenne Unbehagen in sozialen Situationen und Introvertiertheit. Ich kenne natürlich auch Einsamkeit.

Haben Sie als Evan Hansen das Zeug, ein Mädchenschwarm zu werden?
Evan muss erst einmal eine Ruhe in sich finden und lernen, sein eigenes Gewicht zu tragen. Lernen, sich zu regulieren, Verantwortung zu übernehmen, „erwachsen zu werden“. Mit Hilfe, aber auch eigenständig. Er wird sich nach einer Art Zuhause sehnen, das er erst ganz schätzen kann, wenn er eines bei sich gefunden hat. Denn wir hören alle mit unserer Haut auf, eine Verschmelzung gibt es nicht. Ich wünsche mir das auch, ich lerne gerade, mich in meiner Haut gut zu fühlen. Mädchenschwarm? Das interessiert mich nicht. Irgendwann lerne ich eine tolle Frau kennen. Eine ist genug.

Kennen Sie Gmunden? Worauf freuen Sie sich?
Ich war schon zweimal da, riesige Berge umarmen diese kleine Stadt am See, und ich habe sie im Dezember komplett in Weiß gesehen.

Sie haben im Landestheater Salzburg gespielt, stehen auf großen deutschen Bühnen, nun das kleine Gmunden?
Ja, auf Markus Olzinger und Elisabeth Sikora freue ich mich sehr! Ich habe diese Herzlichkeit und Bescheidenheit der beiden ins Herz geschlossen und schätze sie künstlerisch. Ich freue mich auch auf das Ensemble, weil wir uns allen aufmerksam zuhören und aufrichtig in diese Geschichte begeben. Am meisten freue ich mich aber auf Evan.

Serivce: „Dear Evan Hansen“, Musical von Benj Pasek & Justin Paul; ; Deutschsprachige Erstaufführung, Stadttheater Gmunden, Premiere: 22. März 2024.