Quasi aus dem Nichts hat Manuel Feller die Nachricht der Absage in Kranjska Gora erreicht. Der Fieberbrunner hat die Slalom-Kristallkugel somit sicher, feiert den sportlich größten Erfolg in seiner bisherigen Karriere. Daheim in Fieberbrunn stieß er mit seinem engsten Umfeld auf den Erfolg an. Währenddessen gerieten Cheftrainer Marko Pfeifer und Alpindirektor Herbert Mandl ins Schwärmen.
Da kam er gerade heim mit den Kindern, als das Telefon läutete - und Feller so vom größten sportlichen Erfolg seiner Karriere erfuhr. „Ein bisschen komisch ist es schon“, gab der Tiroler zu, der von seinem Cousin zu Hause empfangen wurde, „Ich habe gesagt: Jetzt muss ich Bier kaufen gehen“. Richtig realisieren konnte er es aber zunächst nicht: „Lieber hätte ich es auf der Piste entschieden, danach ist einfach immer mehr Emotion dabei, hätte es mir im Zielbereich die Haxn ausgezogen.“
Doch wie so oft in dieser Saison wurde das Wetter zum Spielverderber, warme Temperaturen inklusive Regen sorgten für die (schon seit Tagen befürchtete) Absage des Slaloms in Kranjska Gora - es war die insgesamt zehnte Herren-Rennabsage der Saison. Womit Feller die kleine Kristallkugel sicher hat, er jene im Slalom als insgesamt neunter Österreicher, als erster seit Marco Schwarz vor drei Jahren, holt! „Es ist ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht.“
Im August stand die Saison auf der Kippe
Dabei hatte Feller im August nach einem Knöchenmark-Ödem an der Hüfte sogar daran gedacht, ein Jahr Pause zu machen. „Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe.“ Denn sieben Monate später steht er am Thron. Und, da sind sich alle einig: Die nicht sportliche Fixierung schmälert die Leistung von Feller rein gar nicht, die Kugel ist der verdiente Lohn einer herausragenden Saison. „Er hat eine unglaubliche Entwicklung genommen, eine tolle Konstanz und mentale Stärke gezeigt“, lobt Cheftrainer Marko Pfeifer.
Mit dem Heimsieg in Gurgl ging das Jahr sensationell los, ab dem Erfolg Anfang Jänner in Adelboden trug Feller durchgehend das Rote Trikot. Spätestens nach den beiden Heim-Rennen in Kitzbühel und Schladming wurde der Kampf um Kristall zu einer „dauernden Belastung für den Schädel“. Aber der WM-Silberne von 2017 zog seine Form durch, leistete sich keine Ausfälle, fuhr in allen neun Saison-Slaloms in die Top-5 und hielt 169 Punkte Vorsprung auf Linus Straßer vor den letzten beiden geplanten Rennen.
Cheftrainer und Alpindirektor ziehen ihren Hut
Aus dem einstigen Pfeif-mir-nix mit hoher Ausfallquote ist der beste Slalom-Fahrer der Welt geworden. „Vor seiner Entwicklung muss man den Hut ziehen. Vom Bruchpiloten mit Rückenbeschwerden zu einem der konstantesten Slalom-Fahrer derzeit, Respekt“, sagte Pfeifer. „Er ist schnell, clever und als Mensch ein unglaublicher Typ. Für den Skisport ist Manuel extrem wichtig, deshalb wird er überall geschätzt.“
Auch Alpindirektor Herbert Mandl sagte: „Er ist ein Typ - und Typen braucht der Skisport. Ich freue mich sehr für ihn, absolut verdient, das hat er sich hart erarbeitet.“ Auch für den ÖSV habe diese Kugel im Jahr vor der Heim-WM nach einer zuletzt kugellosen Saison „einen sehr großen Stellenwert“. Bei Feller löste der Erfolg auch eine gewisse Genugtuung aus: „Ich weiß nicht, wie oft ich in den vergangenen Jahren gehört habe, jetzt wird es mit ihm vorbei sein.“ Trotz insgesamt vier Bandscheibenvorfällen, davon zwei akuten, biss sich Feller immer wieder zurück. „Und jetzt bin ich der beste Slalom-Fahrer der Welt.“
Vorfreude auf Heimparty in Saalbach
Kristall wird Feller in zehn Tagen beim Finale in Saalbach in Empfang nehmen - nach kräftezehrenden Wochen erwartet ihn ein Rennen, wo er völlig ohne Druck fahren kann. „Ich freue mich auf ein cooles Finale, will die Saison mit einem Topergebnis abschließen. Jetzt kann ich befreit drauflosfahren, kann es mehr genießen - und dann bei einem Heimrennen die Kugel in die Höhe stemmen“, lächelt Feller.
„Ich würde nicht nein sagen, wenn Linus und ich nächstes Jahr tauschen würden - ich gewinne Schladming und Kitzbühel, er die Kugel. Dann können wir beide in Pension gehen.“
Manuel Feller
Wiewohl er vorher seinem Herausforderer Straßer, der ihm umgehend gratulierte, für den „coolen Fight“ dankte. Auch wenn „er am Ende nur noch gewinnen, ich verlieren konnte - das macht schon einen Riesenunterschied.“ Die beiden kennen sich seit Kindestagen, Feller litt ob der Entscheidung am Grünen Tisch mit Straßer mit: „Ihm wurde die Chance genommen, mir die Emotionen.“ Dennoch sei die Kugel „verdient, Linus hatte eine großartige Saison, meine war vielleicht um ein Alzerl besser“. Feller scherzte: „Ich würde nicht nein sagen, wenn Linus und ich nächstes Jahr tauschen würden - ich gewinne Schladming und Kitzbühel, er die Kugel. Dann können wir beide in Pension gehen.“
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