Mit Decknamen Martin

RAF-Terrorist half Seniorin, dann ging er betteln

Ausland
07.03.2024 08:03

Plötzlich ist wieder ordentlich Schwung in die Suche nach den mutmaßlichen RAF-Terroristen in Deutschland gekommen. Von jenem Mann, dem man offenbar dicht auf der Spur ist, werden nun immer mehr Details bekannt. Er soll tagsüber einer alten Frau Nachbarschaftshilfe geleistet haben – abends ging er dann auf einem Touristen-Hotspot betteln.

In großem Luxus schwelgte der gesuchte Burkhard Garweg in den vergangenen Jahrzehnten offenbar nicht. Wie zuletzt bekannt wurde, dürfte der mittlerweile 55-Jährige zuletzt in einem Bauwagen gehaust haben.

Obdachlose berichten brisante Details
Wie die deutsche „Bild“ am Mittwochabend berichtete, ist das aber nur ein Puzzlestein im Leben des mutmaßlichen Terroristen–demnach soll er an der Friedrichshainer Oberbaumbrücke in Berlin gebettelt haben. Gleich mehrere Obdachlose sollen ihn demnach anhand von Bildern wiedererkannt haben.

Zuletzt soll er sich dort vor etwa eineinhalb Wochen aufgehalten haben, so die Bettler. Er sei zwar eine sehr schweigsame Person gewesen, einem der befragten Obdachlosen soll er aber doch seine Identität verraten haben: „Er hat gesagt, dass er mal bei der Roten Armee Fraktion war“, zitiert ihn die Zeitung. Eine weitere Person unterstellt ihm dazu ein Kokain-Problem.

Burkhard Garweg tauchte vor rund 30 Jahren unter. Sonderlich komfortabel dürfte sein Leben seither nicht verlaufen sein. (Bild: APA/AFP/LANDESKRIMINALANT LOWER SAXONY/Handout)
Burkhard Garweg tauchte vor rund 30 Jahren unter. Sonderlich komfortabel dürfte sein Leben seither nicht verlaufen sein.
Ein Sondereinsatzkommando durchsuchte zuletzt eine Wohnung im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Dort befand sich jedoch laut Polizei kein Verdächtiger. (Bild: APA/dpa/Caroline Bock)
Ein Sondereinsatzkommando durchsuchte zuletzt eine Wohnung im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Dort befand sich jedoch laut Polizei kein Verdächtiger.

Garweg kümmerte sich offenbar um Seniorin
Doch nicht nur die Obdachlosen geben Hinweise auf den Verbleib des Mannes. Unter dem Decknamen Martin soll sich Garweg laut Nachbarn um eine ältere Dame in Friedrichshain gekümmert haben. Wie der „Spiegel“ berichtete, gehen Ermittler davon aus, dass er die Frau immer wieder in ihrer Wohnung besucht hat. Er sei für die Frau etwa einkaufen gegangen und während sie kurzzeitig im Krankenhaus gelegen ist, sogar einen Schlüssel für die Wohnung gehabt haben.

Erkannt habe ihn im Haus zunächst niemand, erst im Nachhinein, nachdem die Polizei Fahndungsfotos öffentlich gemacht hatte, hieß es in dem Bericht. Ob er Geld dafür bekommen habe, sei unklar. Die Einsatzkräfte verschafften sich am Montagmorgen jedenfalls Zutritt zu der entsprechenden Wohnung–dabei wurde jedoch keine verdächtige Person angetroffen.

Neuer Schwung in Suche nach untergetauchten Terroristen
Erst am 26. Februar war mit Daniela Klette (65) nach etwa 30 Jahren Suche die erste untergetauchte mutmaßliche Terroristin in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Zusammen mit Garweg und Ernst-Volker Wilhelm Staub (69) gehörte sie der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.

Klette, Staub und Garweg werden wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen gesucht. Außerdem sollen sie zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um sich Geld zu beschaffen. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde.

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