Die beiden Schriftstücke seien am Mittwoch "in penibler Art und Weise" geborgen wurden, erklärte die Historikerin Heidemarie Uhl von der Militärhistorischen Denkmalkommission am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Darabos. Die Dokumente würden demnach die "Ambivalenz der Errichtungszeit" des Denkmals darstellen, in der es keinen Konsens über staatliche oder nationalistische Identität gegeben habe.
"Ewige Kraft des deutschen Volkes"
Bewahrheitet habe sich das lange vermutete "hochverräterische Schriftstück", das der Bildhauer Frass bereits 1938 in einem Brief an den Kunsthistoriker Karl Hareiter selbst als solches bezeichnet hatte. Das Schreiben datiere auf den 8. April 1935, ähnele einer Grundsteinurkunde und "hat durchaus Manifestcharakter", so Uhl. Das Gedenken an die im Ersten Weltkrieg Gefallenen werde damit konterkariert, das Schreiben sei "gegen Österreich gerichtet".
Konkret ist in dem Manifest von der "ewigen Kraft des deutschen Volkes" die Rede: "Möge der Herrgott, nach all dem Furchtbaren, nach aller Demütigung, den unsagbar traurigen Bruderzwist beenden und unser herrliches Volk einig im Zeichen des Sonnenrades dem Höchsten zuführen! Dann, Kameraden, seid Ihr nicht umsonst gefallen."
Auch "pazifistischen Aufruf" beigelegt
Die zweite "Sensation" sei das andere Schreiben, unterzeichnet vom Bildhauer Alfons Riedel. Bisher könne sie leider "fast nichts außer Hypothesen" darüber sagen, bedauerte Uhl. Zu erkennen sei aber, dass es auf anderem Papier als Frass' Schriftstück und "offensichtlich in Eile" verfasst wurde. Es sei obenauf gelegen und vermittle eine "ganz andere Botschaft", "hier haben wir einen pazifistischen Aufruf" - das habe niemand erwartet, gab sich die Historikerin erstaunt. Riedel sei möglicherweise der Bildhauergehilfe von Frass gewesen, bisher habe man von ihm aber gar nichts gewusst.
In seinem Schriftstück werde deutlich, "welches Trauma der Erste Weltkrieg schlichtweg bedeutet hat", konstatierte Uhl. Riedel schreibt: "Ich wünsche, dass künftige Generationen unseres unsterblichen Volkes nicht mehr in die Notwendigkeit versetzt werden, Denkmäler für Gefallene aus gewaltsamen Auseinandersetzungen von Nation zu Nation errichten zu müssen."
Die beiden Schriftstücke, deren Authentizität bereits bestätigt wurde, werden nun weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen unterzogen und dann voraussichtlich dem Heeresgeschichtlichen Museum übergeben, kündigte Generalleutnant Christian Segur-Cabanac, der die Öffnung des Denkmals geleitet hatte, an. Ein Notar habe die Arbeiten begleitet, die Hülse werde nun versiegelt in einem Koffer aufbewahrt.
"Können von einer Sensation sprechen"
"Wir können mit Fug und Recht von einer Sensation sprechen", betonte Darabos, der erklärte, die Krypta am Heldenplatz werde nun - wie bereits angekündigt - völlig neu gestaltet. Was mit dem Denkmal des Toten Soldaten geschehe, müsse man noch diskutieren, so der Minister. Eine Entfernung sieht er nach Ausheben der Kapsel aber nicht als zwingend notwendig an. Es gebe schließlich auf der ganzen Welt viele Denkmäler von Künstlern, deren politische Gesinnung man heutzutage nicht mehr korrekt finde.
Bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober diesen Jahres soll jedenfalls ein Konzept zur Neugestaltung der Räume vorliegen, bis dahin ist die Krypta öffentlich nicht zugänglich.
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