Die Wissenschaftler des Instituts für Humangenetik in Graz sind maßgeblich an der Forschung zur Flüssigbiopsie beteiligt. Durch eine einfache Blutuntersuchung soll es künftig möglich sein, Krebserkrankungen in früheren Stadien zu erkennen, um bessere Heilungschancen zu ermöglichen.
Ellen Heitzer leitet an der Medizinischen Universität in Graz zum Thema Flüssigbiopsie ein Christian Doppler Labor und ist eine der führenden Wissenschaftlerinnen in Österreich, die sich mit dem Thema beschäftigen. Anfang März trafen sich international renommierte Experten auf dem Gebiet der Flüssigbiopsie in Graz, um neueste Forschungsergebnisse zu präsentieren. Darunter auch Heitzer.
Krebsfrüherkennung durch einen Bluttest
Um eine Krebserkrankung zu diagnostizieren, wird in der Regel eine Biopsie durchgeführt, also eine Gewebeprobe entnommen und histopathologisch analysiert. Bei der Flüssigbiopsie wird jedoch keine feste Gewebeprobe untersucht. Das Blut wird auf Tumorzellen beziehungsweise Tumor-DNA untersucht, da auch Tumorzellen Erbinformation ins Blut abgeben. „Mit einer einfachen Blutuntersuchung wird versucht, tumorspezifische Signale aufzuspüren.“ erklärt Heitzer den Vorgang der Flüssigbiopsie.
Zukunftspotential
Die Hoffnung ist, mithilfe der Flüssigbiopsie künftig auch einen der heimtückischsten Krebsarten, den Bauchspeicheldrüsenkrebs, frühzeitig zu erkennen. Denn in der überwiegenden Mehrheit der Fälle wird diese Krebserkrankung derzeit erst in späteren bereits metastasierenden Stadien entdeckt, da zu Beginn nur selten Symptome auftreten.
„Ziel ist es, durch das Screening den Diagnosezeitpunkt von den Stadien drei bis vier auf die Stadien eins bis zwei zu verschieben. Dadurch könnten bessere Behandlungs- und Heilungschancen entstehen und Tumore frühzeitig operativ entfernt werden.“
Ellen Heitzer Leiterin der Forschungseinheit Liquid Biopsy
„Beim Darmkrebs gibt es die Screening-Methode der Koloskopie, beim Brustkrebs die Mammografie. Beim Pankreaskarzinom gibt es hingegen bisher nichts.“ Die Forschungserkenntnisse im Bereich der Flüssigbiopsie lassen die Wissenschaftlerin aber durchaus optimistisch in die Zukunft blicken. „Die Technologie ist bereits vorhanden und funktioniert. In den USA gibt es schon sehr groß angelegte Tests. Es sind viele Studien dazu am Laufen und der Plan ist, dies künftig im Zuge der Vorsorgeuntersuchung anwenden zu können. Bis dahin wird jedoch noch etwas Zeit vergehen.“ meint die Forscherin gegenüber der „Steirerkrone“.
Beobachtung von Krebspatienten
Heitzer beschäftigt sich gemeinsam mit ihrem Team auch mit dem Monitoring von Krebspatienten. Im Fokus stehen hier Patienten, denen der Tumor in einem frühen Stadium operativ entfernt wurde und die im Grunde als geheilt gelten. „Bei circa 20 Prozent dieser Patienten kehrt der Krebs wieder zurück. Basierend auf der zirkulierenden DNA soll dank der Flüssigbiopsie festgestellt werden, ob nach der Operation noch Tumorzellen vorhanden sind und eine zusätzliche Chemo notwendig ist.“ Dafür wurden laut Heitzer auf dem Kongress auch erfolgversprechende Daten publiziert. „Dieses Verfahren sollte in drei bis fünf Jahren Routine sein.“
Pioniere aus Graz
Die Forschung am Institut für Humangenetik in Graz ist auf dem Gebiet der Flüssigbiopsie federführend. Bereits seit 20 Jahren wird auf diesem Gebiet in der steirischen Landeshauptstadt geforscht. Die Wissenschaftler zählten zu den Ersten, die genomweite Analysen durchführten. Das bedeutet, dass das gesamte Erbgut der Tumore aus dem Blut rekonstruiert wird. Zudem kollaborieren sie mit der Industrie und sind an mehreren großen EU-Projekten beteiligt und versuchen direkt von der Forschung aus an die Patienten zu gelangen und die gewonnenen Erkenntnisse anzuwenden.
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