Tote identifiziert
Kino-Amoklauf: Jüngstes Opfer war erst sechs Jahre alt
Nach Angaben der Gerichtsmedizin wurden alle Opfer durch Schüsse getötet. Die meisten waren zwischen 20 und 30 Jahren alt. US-Präsident Barack Obama reise an den Anschlagsort, um Opferfamilien zu treffen, wie das Weiße Haus am Samstagabend in Washington mitteilte. Obama wollte ursprünglich am Montag zu einer dreitägigen Wahlkampftour in den Westen der USA aufbrechen. Er hatte seinen Wahlkampf am Freitag unterbrochen. Zudem ließ er alle Wahlkampfspots in Colorado aussetzen.
Colorado zählt zu einer Handvoll "Swing States", in denen die US-Präsidentenwahl entschieden wird. Obama und Romney liefern sich dort aktuellen Umfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Der mutmaßliche Täter wurde indes zum Schutz vor Gefängnisinsassen in eine Einzelzelle verlegt, teilte die Polizei mit. Der 24-jährige James Holmes hatte in der Nacht auf Freitag bei der Mitternachtspremiere des Films "The Dark Knight Rises" das Feuer eröffnet und zwölf Kinobesucher getötet. Fast 60 Menschen wurden verletzt. Über das Tatmotiv herrscht nach wie vor Unklarheit, doch dürfte das Verbrechen von langer Hand vorbereitet worden sein.
Sprengfallen hätten "jeden umbringen können"
Experten gelang es am Samstagabend in mühevoller Kleinarbeit, die diversen Sprengfallen in der Wohnung des 24-Jährigen zu entschärfen. Dabei wurde auch ein Roboter eingesetzt, einige Sprengfallen mussten kontrolliert zur Explosion gebracht werden. Aus Sicherheitsgründen waren vier umliegende Gebäude evakuiert worden. Die Sprengstofffallen seien installiert gewesen, um "jeden umzubringen, der versucht hätte, in die Wohnung zu gehen", sagte Polizeisprecherin Cassidee Carlson. Nach Berichten der Zeitung "USA Today" war das Wohnzimmer des kleinen Apartments voll mit Feuerwerkskörpern, die so manipuliert waren, dass sie wie Granaten explodiert wären.
Von der Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen erhoffen sich die Ermittler Aufschlüsse über seine Motive. Der mutmaßliche Täter soll am Montag um 16.30 Uhr MESZ vor einem Gericht erscheinen, wie die Polizei mitteilte. Ein Pflichtverteidiger werde ihn vertreten.
US-Polizei: Keine Hinweise auf Komplizen
Medienberichte über einen möglichen Komplizen des Amokläufers bei der Vorbereitung seiner Tat hat die Polizei von Aurora mittlerweile zurückgewiesen. Zwar sei richtig, dass ein Bekannter des mutmaßlichen Amokläufers am Samstagabend von der Polizei verhört worden sei. Es gebe aber keinen Grund, von einer Tatbeteiligung des Mannes auszugehen.
Debatte über US-Waffengesetz
Der Amoklauf hat auch eine neuerliche Debatte über die Verschärfung der Waffengesetze in den USA ausgelöst. Einem entsprechenden Aufruf des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg schloss sich am Samstag auch der mexikanische Präsident Felipe Calderon an. "Nach der Tragödie von Colorado muss der US-Kongress seine irrige Waffen-Gesetzgebung überprüfen. Sie fügt uns allen Schaden zu", schrieb Calderon in einem Twitter-Eintrag am Samstag.
Die Waffengesetze Colorados gelten selbst für amerikanische Verhältnisse als locker. Kritiker erinnerten daran, dass Aurora nur wenige Kilometer von Littleton entfernt liegt. 1999 hatten zwei Schüler an der dortigen Columbine High School 13 Menschen erschossen.
"Batman"-Darsteller Christian Bale "entsetzt"
Der Darsteller von "Batman", der britische Schauspieler Christian Bale, zeigte sich "entsetzt" über den Amoklauf. "Worte können nicht das Grauen ausdrücken, das ich empfinde", erklärte Bale am Samstag. Er könne sich nicht einmal ansatzweise den Kummer und den Schmerz der Opfer vorstellen, aber sein Herz sei bei ihnen.
Bale spielt im jüngsten "Batman"-Film "The Dark Knight Rises" den Protagonisten Bruce Wayne, der mit Umhang und Maske zu Batman wird. Bereits am Vortag hatte Regisseur Christopher Nolan den Amoklauf in scharfen Worten verurteilt und von einer Entweihung des Kinos gesprochen.
Der Amokschütze hatte nach Polizeiangaben am Freitag kurz nach Mitternacht während der Filmpremiere im Kinosaal zwei Tränengasgranaten gezündet und anschließend das Feuer auf das Publikum eröffnet. Viele Kinobesucher dachten zunächst, dass die Schüsse zum Film gehörten oder es sich um ein Feuerwerk handle. Kurze Zeit später wurde Holmes auf einem Parkplatz hinter dem Kino von der Polizei festgenommen. Er leistete keinen Widerstand. Vom ersten Notruf aus dem Kino bis zur Festnahme des Verdächtigen seien laut Polizei lediglich 90 Sekunden vergangen.
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