Britisches Angebot

Taurus-Debatte: Ringtausch als Ausweg für Scholz?

Ausland
09.03.2024 11:49

Während eines Besuchs in Deutschland warb der britische Außenminister David Cameron eindringlich für die Lieferung von Waffen mit großer Reichweite an die Ukraine. Um die ablehnende Haltung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in der Frage nach einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern (siehe Video oben) an Kiew zu lockern, hat Cameron nun einen Ringtausch vorgeschlagen.

Großbritannien liefert unter anderem Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow in die Ukraine. Scholz lehnt bekanntlich die Bereitstellung der weitreichenderen Bundeswehr-Marschflugkörper vom Typ Taurus dagegen ab, weil er eine Verwicklung Deutschlands in den Krieg befürchtet. Diese Position lässt aber die Regierung in London nicht gelten. In diesem Zusammenhang verwies Cameron am Donnerstag nach einer Unterredung mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock auf ähnliche Debatten seit dem Einmarsch Russland in die Ukraine.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat sie, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hätte sie gerne: Taurus-Marschflugkörper. (Bild: APA/DPA/MICHAEL KAPPELER)
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat sie, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hätte sie gerne: Taurus-Marschflugkörper.

So sei gesagt worden: „Wenn man der Ukraine Panzerabwehrwaffen gibt, ist das eine Eskalation. Nein, das war es nicht. Wenn man der Ukraine Panzer gibt, ist das eine Eskalation. Nein, das war es nicht. Wenn man der Ukraine Langstreckenartillerie oder Langstreckenraketen gibt, ist das eine Eskalation. Nein, das ist es nicht.“

Der Taurus-Marschflugkörper

  • Der raketenförmige Taurus KEPD-350 hat nach Herstellerangaben eine Reichweite bis 500 Kilometer, Piloten müssen also für das Abfeuern nicht in den feindlichen Luftraum eindringen.
  • Die rund fünf Meter langen und fast 1400 Kilogramm schweren Flugkörper sind mit einem eigenen Triebwerk und vier voneinander unabhängigen Navigationssystemen ausgestattet.
  • Im autonomen Tiefflug sollen sie in einer Höhe von weniger als 50 Metern nur schwer von der gegnerischen Flugabwehr getroffen werden können.

Cameron: „Erlauben Ukraine, sich selbst zu verteidigen“
Wenn es darum gehe, einem Land zu helfen, sich gegen eine illegale und völlig ungerechtfertigte Aggression zu verteidigen, dann sollte einen nichts daran hindern, betonte Cameron. „Solange wir uns nicht in einer Situation befinden, in der ein NATO-Soldat einen russischen Soldaten tötet, sorgen wir nicht für eine Eskalation, sondern erlauben der Ukraine, sich selbst zu verteidigen.“

Werden am Ende doch noch Taurus-Marschflugkörper in der Ukraine landen? Die britische Regierung hat ein Hilfsangebot unterbreitet. (Bild: APA/AFP/Sebastian PIEKNIK)
Werden am Ende doch noch Taurus-Marschflugkörper in der Ukraine landen? Die britische Regierung hat ein Hilfsangebot unterbreitet.

So könnte die Lieferung ablaufen
In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ schlug der ehemalige britische Premier einen Ringtausch mit Deutschland vor. Im Zuge eines solchen könnte Deutschland Taurus-Marschflugkörper an Großbritannien abgeben und London seinerseits weitere Flugkörper vom Typ Storm Shadow an die Ukraine liefern. „Wir sind bereit, uns alle Optionen anzuschauen, um den maximalen Effekt für die Ukraine zu erzielen“, sagte Cameron. Er werde aber „keine Details nennen und unseren Gegnern verraten, was wir vorhaben“.

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