Wiener der Woche

An die unbedankten Böhlerianer: Danke für alles!

Wien
10.03.2024 06:00

Die Belegschaft des Lorenz-Böhler-Spitals in Wien lebt selbst im Chaos rund um die Schließungspläne Tag für Tag ohne Rücksicht auf sich selbst das vor, wozu eigentlich ihre Chefs verpflichtet wären.

Für 8:30 Uhr war zuletzt ein öffentlicher Protest der Lorenz-Böhler-Belegschaft gegen die Schließung ihres Spitals geplant. Wer tatsächlich erst um 8:30 Uhr vor das Krankenhaus kam, hatte allerdings schon die Hälfte verpasst: Die „Böhlerianer“ hatten die Betriebsversammlung früher begonnen – und beendeten sie auch früher, um möglichst schnell wieder bei den Patienten sein zu können, inklusive kerniger Mahnung des Betriebsrates, auf dem Weg zu den Arbeitsplätzen ja nicht zu trödeln.

„Alles wie immer“
Es war keine Pose für anwesende Medien: Bei einem „Krone“-Lokalaugenschein am Tag danach, als das Chaos rund um die Schließungspläne schon wieder ein Stück mehr eskaliert war, bekam man von befragten Patienten ausnahmslos nur ein und dieselbe Antwort: Beim Termin im Spital sei „alles wie immer“ gewesen: freundlich, einfühlsam, professionell –vom Chefchirurgen bis zur Reinigungskraft. Es gibt wohl nicht viele Spitäler in Wien, deren Patienten sich wünschen, alles solle „wie immer“ bleiben.

Erst vier Tage nach der Öffentlichkeit wurden die Böhler-Mitarbeiter über die Schließungspläne informiert. (Bild: zVg)
Erst vier Tage nach der Öffentlichkeit wurden die Böhler-Mitarbeiter über die Schließungspläne informiert.

An den AUVA-Chefs kann es nicht liegen: Der jetzige Generaldirektor (siehe Kasperl der Woche) betrieb schon 2015 – da stand er in der AUVA irgendwo auf der Mitte seiner Karriereleiter – eine Machbarkeitsstudie dazu, wie man das Spital wegbekommen könnte. Das Zieldatum: 2025. Was für ein Glück für ihn, dass ihm genau jetzt katastrophale Brandschutzmängel im Spital in den Schoß fallen. Pech bedeutet das nicht nur für die Böhler-Belegschaft, sondern noch mehr für die jährlich 65.000 Patienten des Spitals und die Stadt, die nun eine Versorgungskrise abwenden muss.

Ein Spital als gallisches Dorf der Unbeugsamen
Der AUVA ist das Spital seit jeher ein Dorn im Auge: Es ist so etwas wie das gallische Asterix-Dorf in Österreichs medizinischer Landschaft und lässt sich nur wenig gefallen: keine Sparpläne, keine Arbeitszeitvorgaben, keine Stellenstreichungen. Und Unfallversorgung ist eben kein gutes Geschäft, auch wenn sie Leben rettet, wie gerade jetzt erst wieder in letzter Sekunde nach einem Bauchstich.

Man könnte also sagen, die Spitalsbelegschaft ist sehenden Auges in ihr Unglück gerannt. Man könnte aber auch sagen, dass sie einfach „das Richtige tun“ will, ohne Rücksicht auf sich selbst. Dafür hat sich das Böhler-Team zumindest den Titel als Wiener der Woche verdient – und wir uns, dass man es das machen lässt, was es will und am besten kann, wenn man ihm nicht ins Handwerk pfuscht: für andere da sein.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt