Ein Kommentar von „Salzburg-Krone“-Chefredakteur Claus Pándi.
Wahlen in Zeiten der Ungewissheit Welche wichtigeren Entscheidungen sind zuletzt in Brüssel zu Gunsten Salzburgs gefallen?
Oder welche Großartigkeiten sind dem Kanzler und seiner Koalition für Salzburg eingefallen?
Und was genau hat jetzt die Salzburger Landesregierung seit den Wahlen vor auch schon wieder einem Jahr für uns gemacht?
Vielleicht sind die heutigen Wahlen für Salzburg also doch wichtiger, als es die Landtagswahlen waren.
Heute fällt wirklich jede Stimme für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und die Gemeinderäte schwer ins Gewicht. Es geht um eine alle Salzburger betreffende Frage: Wer passt auf unser Salzburg auf?
Wir leben in Dörfern, in Gemeinden, in Städten, die von der Welt nicht isoliert sind. Keiner mit Gefühl für Verantwortung kann so tun, als ob uns die Welt da draußen nichts anginge. Das von der Landespolitik gepflegte Traumbild vom heilen Salzburger Weltgebäude hat lange funktioniert. Diese Zeit ist vorbei.
Die Berge, die Seen, die Wälder, die barocke Stadt, der Glanz der Festspiele: Die ganze Pracht kann nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass die Welt eine andere geworden ist.
Die Pandemie hat die Illusion der Sicherheit beendet. Wir erlebten verunsicherte Politiker. Wir hörten aufwiegelnde Politiker. Das hinterließ tiefe Spuren.
Und kaum war die Pandemie abgeebbt, begann Russland einen Krieg an Europas Randzone. Ein folgenreicher Feldzug auch für uns: Inflation, steigende Preise, Sorge um die Energieversorgung, Ängste vor einer Ausweitung. Das eng mit Österreichs Wohlstand verbundene Deutschland sumpert wirtschaftlich runter. Die Chinesen dringen auf gar nicht leisen Sohlen in Europas Automarkt ein. Die digitalen Giganten zersetzen unsere Lebensgewohnheiten. Die Nachrichten vom Klimawandel rauben die letzten Gewissheiten.
Dazu die ewigen Debatten um die kaum zu lösenden Fragen der Flüchtlingsströme. Dass quer durch Europa um Hunderte Millionen Euro kilometerlange Zäune um die Grenzstaaten hochgezogen worden sind, hat kaum etwas verändert.
Oft will man vor dem nicht enden wollenden Sturm schlechter Nachrichten nur noch auf eine Alm im Pongau oder im Pinzgau oder im Lungau flüchten.
Als wäre das nicht schon genug gewesen, brach nach einem schwer fassbaren Massaker der Hamas in Israel ein Krieg im Nahen Osten los. Was wird auf der Welt losbrechen, wenn Donald Trump im November die US-Wahlen gewinnt?
Und was geschieht derweil in Österreich so?
In Österreich dreht sich, als gäbe es sonst nichts zu tun, fast alles um Korruptionsfälle, Gerichtsverfahren, um Chats und eine sich müde über die Runden rettende Regierung in Wien.
Was das mit Salzburg und den Wahlen zu tun hat?
Sehr viel.
Die Erschütterungen machen etwas mit uns. Es wird immer schwieriger, der Gereiztheit zu entkommen.
Auch wenn wir es lieber anders hätten: Vieles kann nicht mehr weitergehen wie bisher, weil nur noch wenig so ist wie früher.
So wählt Salzburg heute in ungewissen Zeiten. Die Bürgermeister übernehmen eine Last wie selten zuvor. Sie müssen für alle da sein. Sie müssen dort einspringen, wo bei anderen Kräften die Kräfte schwinden.
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