Wahlkampf in Innsbruck

Dauerlächelnde Politiker bis zur Unerträglichkeit

Tirol
10.03.2024 17:00

In knapp einem Monat wird in Innsbruck gewählt. Plakate mit Versprechungen aller Art verschandeln jetzt schon die Tiroler Landeshauptstadt, auch wenn auf nahezu allen brav gelacht wird.

Oh, du schöne Vorwahlzeit. Aktuell ist sie in Innsbruck unüberseh- und unüberhörbar. Das ist in erster Linie unzähligen Presseterminen und noch mehr Wahlplakaten geschuldet. Kein Tag, an dem nicht eine Gruppierung - 13 an der Zahl treten an - einen öffentlichen Auftritt hat, um „neue Themen“ wie Wohnungsknappheit, damit verbundenen Leerstand, hohe Miet- und Kaufkosten, Verkehrsprobleme, Themen wie Sicherheit und Verkehr usw. aufs Tapet zu bringen und wenige Wochen vor dem Urnengang für ALLES natürlich auch Lösungen hat.

Ins „Schlaraffenland“ eintreten
Als Wahlberechtigter wird man quasi eingeladen, ins „Schlaraffenland“ einzutreten. Man muss dafür nur dieser oder jener Partei seine Stimme geben. Die Weltstadt Innsbruck wird also noch weltstädtischer. Jeder und jede wird bald eine tolle, aber vor allem erschwingliche Wohnung haben. Jedes Kind jedwede Bildung erhalten (egal, ob Talente da sind oder nicht). Jeder mehr verdienen für seine Arbeit (natürlich bei weniger Wochenstunden) und selbstverständlich wird Innsbruck künftig viel sicherer, die Bewohner dürfen in allen Belangen mitreden und und und. Kurz gesagt: Alles wird neu und alles noch viel besser.

BM Georg Willi lässt sich von einem Kind anmalen. (Bild: Birbaumer Christof)
BM Georg Willi lässt sich von einem Kind anmalen.

Es gibt ein Lieblingsmotiv
Das versprechen auch Plakate, die wie Maulwurfhügel über Nacht aus dem Boden wachsen. Die fast alle sehr harmonisch gehalten und gestaltet sind. Wobei es ein Lieblingsmotiv – so wie bei vergangenen Wahlkämpfen auch – wieder auf viele Flächen geschafft hat: Lächelnde, fürsorgliche Politiker und -innen, umgeben von glücklichen, lächelnden Menschen, die aufmerksam und fasziniert dem jeweiligen Kandidaten lauschen.

Alles zusammen ist so einladend, dass man es bis zum Wahltag am 14. April nahezu nicht mehr aushält. Die Spannung steigt, ähnlich wie jene für ein Kleinkind in der Vorweihnachtszeit. Am liebsten würde man schnurstracks in ein Wahllokal gehen (die haben ja leider alle noch zu), um sie alle zu wählen. Mit „sie alle“ sind all jene gemeint, die überzeugt sind, zumindest in die Bürgermeisterstichwahl zu kommen, um diese dann mit „60 zu 40 Prozent zu gewinnen“ und Oberhaupt von Innsbruck zu werden.

Florian Tursky spaziert lächelnd durch die Menge. (Bild: Birbaumer Christof)
Florian Tursky spaziert lächelnd durch die Menge.
Elisabeth Mayr hört lächelnd den Menschen zu. (Bild: Birbaumer Christof)
Elisabeth Mayr hört lächelnd den Menschen zu.

Vollmundige Ankündigungen
Würden diese Ankündigungen alle eintreffen, wäre die Landeshauptstadt gut beraten, nach der Wahl von den 40 Gemeinderatsstühlen einige umzufunktionieren und daraus Bürgermeistersessel zu machen. Laut den vollmundigen Ankündigungen bräuchte es sechs bis acht Bürgermeisterstühle. So viele Kandidaten haben bisher mehr oder weniger überzeugend gemeint, dieses Ziel zu schaffen.

Vielleicht sollte Innsbruck überhaupt auf das Gremium Gemeinderat (das in der Praxis wenig entscheidet) verzichten und nur mehr Bürger- und Bürgerinnenmeister als politische Vertreter haben. Wohl im Nu würde die Weltstadt Innsbruck weltweit in den Fokus des Interesses rücken.

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