Gerold Frühwirth, ein anderer St. Lorenzener, hat dasselbe erlebt: "Ich bin aus dem Schlaf gerissen worden und hab' draußen eine andere Welt gesehen - das war nicht mehr meine Heimat. Da waren Kräfte am Werk, die alles zerstört haben. Die Mure hat uns zum Glück großteils verschont, aber meine Tochter, die mit der Mutter in einem benachbarten Haus lebt, bringt es nicht mehr übers Herz, das Gebäude zu betreten. Und die Mutti redet in ihrem Schock immer wieder davon, dass eh bald die nächste Mure kommt..."
Gerhard Herzmaier hat sein Wohnhaus zwar noch, "aber es ist völlig von der Umwelt abgeschnitten und liegt im Sperrgebiet. Insgesamt wurden im Ort ja sieben Brücken zerstört. Ich muss etwa eineinhalb Kilometer weit durchs Gelände stapfen und über Dreckhaufen kraxeln. Um über den reißenden Bach vor dem Haus zu kommen, habe ich aus einer Leiter eine Behelfsbrücke gebaut".
"Schlafen ist für uns derzeit ein Luxus"
Die "Stunde null" wird Gerhard Herzmaier, wie allen anderen im Ort, ebenfalls ewig in Erinnerung bleiben: "Durch den Regen ist in unserem Garten viel zerstört worden. In dieser Nacht haben wir erst um 5 Uhr früh aufgehört, im Garten zu arbeiten, und sind ins Haus gegangen. Zehn Minuten später ist die Mure gekommen, und wir waren vom Schlamm eingeschlossen. Telefon hat keines mehr funktioniert, auch die Handys nicht. Draußen haben sie gedacht, wir seien verschüttet. Man hat eine Suchaktion nach uns gestartet."
Die Menschen im Ort sind noch immer wachsam. "Schlafen ist für uns ein Luxus", sagt Peter Würfel (kleines Bild links), "der Regen kommt wieder, und wer weiß, was noch passiert." Er war zum Unglückszeitpunkt in der Arbeit im nahen Trieben - Nachtschicht. "Um halb sechs hat mich die Mutter angerufen und gesagt: 'Bua, komm sofort heim und hol alles aus dem Haus, was wertvoll ist.' Daheim bin ich dann kniehoch durch den Dreck gestapft. Es war eine andere Welt - nicht mehr St. Lorenzen. Aber jetzt wird gearbeitet, dass es wieder einmal so wie früher wird."
30 Millionen Euro von der Regierung
Nun reagiert auch die Regierung: Am Dienstag beschließt der Ministerrat eine Soforthilfe von bis zu 30 Millionen Euro für die Opfer der Katastrophe in der Steiermark. "Den Menschen muss nach diesem Desaster sofort geholfen werden", erklärt Bundeskanzler Werner Faymann. Sein Versprechen an die Betroffenen, von denen viele nach den Muren, Fluten und dem Dauerregen vor dem Nichts stehen: "Jeder, der sein Zuhause verloren hat, bekommt von uns Unterstützung."
Zusammen mit Spenden - die Caritas richtete unter PSK 7.925.700, BLZ 60000 ein Spendenkonto ein (hier kannst du online spenden) - können die Opfer wenigstens wieder ein Fundament für die Zukunft errichten. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Bundesregierung ihren Anteil am Wiederaufbau der betroffenen Gebiete leistet", verspricht auch Vizekanzler Michael Spindelegger. "Was Österreich stark macht, ist der Zusammenhalt der Bevölkerung in schwierigen Zeiten." Der Dank der Bundesregierung gelte den unermüdlich arbeitenden Helfern.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.