Stark gestiegene Zinsen, 30 Prozent höhere Baupreise wie 2020 und auch die verschärften Kreditvergaberichtlinien haben die Nachfrage nach Bausparfinanzierungen in Österreich 2023 um 43 Prozent auf rund 2,1 Milliarde Euro einbrechen lassen. Damit Eigentum wieder leistbar wird, brauche es - neben dem geplanten Baupaket - weitere Maßnahmen, betont der Bausparkassen-Verband.
Wie angespannt die Situation im heimischen Wohnbau ist, zeigen die Zahlen der heimischen Bausparkassen. So wurden im Vorjahr nur Finanzierungen in der Höhe von 2,1 Milliarden Euro ausbezahlt, ein Rückgang um 43 Prozent. Das ist der geringste Wert seit 2012.
„Der Einbruch ist so stark wie schon lange nicht“, betont etwa Marcus Kapun, Chef der start:bausparkasse, wenngleich das Minus der gesamten Wohnbaufinanzierungen in Österreich (inklusive den „normalen“ Banken) mit einem Rückgang um rund 55 Prozent noch stärker ausfiel.
Die Gründe dafür seien vielfältig. Insbesondere die stark gestiegene Teuerung, welche zum Beispiel die Baukosten seit 2020 um 30 Prozent erhöhte, das Anziehen der Zinsen sowie die von der Finanzmarktaufsicht (FMA) verschärften Kreditvergaberichtlinien seien hier zu nennen, so Kapun weiter.
Baupaket „nicht das alleinige Heilmittel“
Das von der Regierung angekündigte „Baupaket“ könnte hier eine gewisse Entlastung bringen. „Es ist aber nicht das alleinige Heilmittel“, betont Susanne Riess-Hahn, Generaldirektorin der Bausparkasse Wüstenrot. Es brauche noch andere Maßnahmen.
Der Bausparkassenverband fordert etwa eine Anhebung der staatlichen Prämie (2024: 1,5 Prozent bzw. maximal 18 Euro) auf drei Prozent. Darüber hinaus müsse die Darlehensobergrenze auf einen zeitgemäßen Wert erhöht werden. Sie beträgt aktuell 260.000 Euro, ein Betrag von 350.000 Euro wären laut Riess-Hahn sinnvoll.
Dringend überarbeitet gehören auch die Kreditvergaberichtlinien (KIM-Verordnung) der FMA. Damit habe man über das Ziel hinausgeschossen. „Wir prüfen die Bedienbarkeit eines Kredits ohnehin sehr genau“, so Riess-Hahn. Allerdings sei dadurch für Junge Eigentum noch ein Stück unleistbarer geworden.
Eine Verbesserung der Lage bei den Finanzierungen für den Wohnbau sei derzeit nicht in Sicht, meint Hans-Christian Vallant von der Raiffeisen Bausparkasse. Er rechnet erst für das nächste Jahr, wenn zum Beispiel die höheren Lohnabschlüsse bei den Haushalten angekommen sind, wieder mit einer besseren Nachfrage.
Bausparer erlebt ein Revival, vier von zehn haben einen Vertrag
Aufgrund der gestiegenen Zinsen hat hingegen Bausparen im Vorjahr ein Revival erlebt. „Konkret wurden 512.243 neue Bausparverträge abgeschlossen. Das sind rund 117.000 bzw. rund 30 Prozent mehr als 2022“, erklärt Andreas Kaim, Vorstandsvorsitzender der s Bausparkasse.
Das Bausparvolumen ist jedoch um 2,6 Prozent auf insgesamt 14,3 Milliarden Euro gesunken. Laut einer Umfrage haben knapp vier von zehn Österreicher einen Vertrag. Neben den Themen „regelmäßig sparen“, „Notgroschen“ oder „risikolose Anlageform“ hat zuletzt das Thema „höhere Zinsen als am normalen Sparbuch“ an Bedeutung gewonnen.
Bei den Jugendlichen (18 bis 29 Jahre) geben beachtliche 44 Prozent an, dass sie sparen, um sich zukünftige Wohnwünsche erfüllen zu können.
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