Am Mittwoch jährt sich zum vierten Mal der Tag des ersten Corona-Lockdowns in Österreich. Neben Ausgehbeschränkungen brachte dieser vor allem eines: Hamsterkäufe, geschlossene Grenzen und daraus resultierend, leere Supermarktregale. Niederösterreichs Bauernbund-Direktor Paul Nemecek spricht im krone.tv-Talk mit Jana Pasching über die Systemrelevanz der heimischen Bauern, wie schnell ihre Wichtigkeit in Brüssel in Vergessenheit gerät und weshalb es hierzulande keine Bauernproteste gibt.
Vier Jahre nach den Corona-Lockdowns will der Niederösterreichische Bauernbund an das hohe Gut der heimischen Versorgungssicherheit erinnern. „Unsere Landwirte erlebten in dieser Zeit eine hohe Wertschätzung.“ Das Wort „systemrelevant“ sei aber zum Modewort geworden, das anscheinend schnell wieder vergessen worden sei, wie Nemecek erklärt: „Diese hohe Wertschätzung für unsere Bäuerinnen und Bauern wurde von linken NGOs und Politikern in Brüssel umgedreht und Landwirte sowie ihre Tiere als Klimasünder erklärt.“
Seither würden Landwirte mit Bürokratie-Maßnahmen belastet. Die Stilllegungspflicht für wertvolle Äcker und Wiesen sowie das Fehlen der Anpassung bei den Agrar-Ausgleichszahlungen, trotz steigender Inflation, seien nur einige Beispiele. „Es wird immer mehr Zettelwirtschaft und weniger Landwirtschaft.“
Niederösterreichs Bauernbund-Direktor Paul Nemecek
(Bild: krone.tv)
Warum wird in Österreich nicht demonstriert? In zahlreichen europäischen Ländern regen sich seit Anfang des Jahres Bauernproteste. Im kleinen Österreich gibt es aber keinen Widerstand. Die freiheitlichen Bauern riefen im Jänner zu einer Aktion auf – die war jedoch überschaubar. Leben wir also im gelobten Land? „Wir leben in keinem Schlaraffenland. Auch unsere Landwirte arbeiten und leiden unter denselben Bedingungen der Europäischen Union.“
Im Gegensatz zu unseren deutschen Nachbarn hätte Österreich aber eine Bundesregierung, die sehen würde, was Bäuerinnen und Bauern in der Coronakrise geleistet haben und welch hohes Gut Versorgungssicherheit sei. Nemecek erinnert an den Versorungsicherheitbonus, Zuschüsse bei Diesel, aber auch Strom.
„Gesetze alle sieben Jahre neu“ Die meisten Vorgaben würden aber aus Brüssel kommen: „Wir brauchen in Brüssel einen klaren Kurswechsel – und zwar von ganz oben“, sagt Nemecek. Konkret gehe es um große Themen wie Planungssicherheit. „Die Gesetze der europäischen Agrarpolitik werden alle sieben Jahre neu geschrieben. Das heißt, sie haben ein Ablaufdatum – alle sieben Jahre ist alles neu.“ Es gebe kein anderes Gesetz, das so behandelt wird, so der niederösterreichische Bauernbund-Direktor.
„Was wäre, wenn wir alle sieben Jahre eine neue Bauordnung bekommen würden? Der Häuslbauer käme komplett unter die Räder“, zieht Nemecek Vergleiche. Und genauso gehe es den Landwirten in der Agrarpolitik: Stahlbauten, Maschineninvestitionen bräuchten Zeit, um wirtschaftlich zu werden, und die sei von der Europäischen Union nicht gegeben. „Diesem Bürokratiemonster Agrarpolitik müssen wir ganz klar die Zähne ziehen.“
Das ganze Interview mit Paul Nemecek sehen Sie oben!
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