Charmeur, aber auch Hochstapler und mutmaßlicher Vergewaltiger - die Umtriebe eines in Tirol lebenden 43-Jährigen werden nun gerichtlich aufgerollt. Mehrere Frauen waren beim Prozess am Bezirksgericht dabei.
Bezirksgericht Silz, Montagvormittag: Mehrere Frauen warten am Gang und erzählen sich ihre Horror-Erlebnisse mit dem Angeklagten. Dann wird im Saal 1 ein Teil der Umtriebe des 43-Jährigen verhandelt.
Angeblich viele Talente
Als Tanzlehrer, angeblicher Polizist, Hundestaffelführer, Notfallsanitäter usw. bezirzte er reihenweise Frauen. Und schreckte dabei mutmaßlich auch vor Vergewaltigung nicht zurück. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dies bei einer 48-Jährigen im oberösterreichischen Seengebiet gleich doppelt vor. Ähnliches soll einer Tirolerin (26) im Vorjahr im Bezirk Imst passiert sein. In Wels ist der Mann seit Jänner daher in U-Haft.
„Tanzkurs-Opfer“ machte andere Frauen ausfindig
Für den Prozess am Bezirksgericht wurde der siebenfach Vorbestrafte nach Silz gebracht. „Er hat mir für 1480 Euro eine Ausbildung als Tanzlehrer-Assistentin verkauft. Eine Funktion, die gar nicht existiert“, erzählte eine Zeugin. Einen „Kurs“ habe es nie gegeben, er habe sie nur an Discoabenden als „Taxi-Tänzerin“ mitgenommen und dafür kassiert.
Er hat mich in die Disco als Taxi-Tänzerin mitgenommen. Aber das ist doch keine Ausbildung.
Zeugin beim Prozess
In sozialen Medien andere Betroffene gefunden
Die Tirolerin recherchierte penibel (etwa auf Facebook) und fand rund 15 andere Frauen, die auf die eine oder andere Weise böse Erfahrungen machten. Neun sollen es in puncto Tanzen gewesen sein. „Zudem hatte er zeitweise fünf Freundinnen gleichzeitig“, sagt sie. Tenor der Frauen: „Dieser Gigolo soll hinter Gitter.“
Übergriff als „hilfsbereiter Security“ auf Betrunkene?
Verhandelt wurde auch ein vorgeworfener sexueller Übergriff in Serfaus: Als Security soll der 43-Jährige eine betrunkene Holländerin heimgebracht und im Auto begrapscht haben. Eine Freundin erzählte als Zeugin, wie die Frau in jener Nacht völlig aufgelöst bei ihr am Balkon aufgetaucht sei. Das Opfer soll in Rotterdam leben, ein neuer Ladungsversuch wird unternommen. „Es geht ihr schlecht, sie hat sich total zurückgezogen“, schilderte die Freundin.
Verurteilt aufgrund nicht bezahltem Unterhalt
Der 43-Jährige blieb auch fast 40.000 Euro Unterhalt für zwei Kinder schuldig. Wegen zweier einschlägiger Vorstrafen setzte es dafür vier Monate Haft.
Beim angeklagten Betrug rund um den Tanzkurs sah das Gericht keinen Vorsatz und keine Bereicherungsabsicht. Die Tirolerin muss ihr Geld im Zivilrechtsweg einklagen. Für den 43-Jährigen ging es zurück in die U-Haft, der schlimmste Vorwurf, jener der Vergewaltigung, wird bald erneut ein Gericht beschäftigen.
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