„Crashgate“ von 2008

WM-Streit eskaliert: Massa verklagt die Formel 1

Formel 1
11.03.2024 19:23

Felipe Massa macht in seinem Kampf um den WM-Sieg in der Formel 1 von 2008 ernst und zieht vor Gericht. Knapp 16 Jahre nach dem „Crashgate“ von Singapur hat der Brasilianer am Montag in London Klage gegen den Automobil-Weltverband (FIA), den derzeitigen WM-Rechteinhaber FOM und den früheren Eigentümer Bernie Ecclestone eingereicht. Das teilten seine brasilianischen Anwälte mit. Es geht dabei auch um Schadenersatzforderungen von mindestens 82 Millionen Dollar (75 Mio. Euro).

In einem Gerichtsdokument, das von Massas Vertretern vorgelegt wurde, heißt es, dass dieser Betrag die beste Schätzung seiner angeblichen finanziellen Verluste aufgrund des um einen einzigen Punkt verpassten Titels ist. Diese Summe entspräche der Differenz zwischen dem Gehalt für den Rest seiner Karriere und den Einnahmen aus Sponsoren- und Werbeverträgen sowie einem Bonus von 1,7 Millionen Pfund, den er von Ferrari im Falle des Titels erhalten hätte. Brasilianischen Medienberichten zufolge fordert Massa sogar bis zu 175 Mio. Euro.

„Ich habe immer gesagt, dass ich bis zum Ende kämpfen werde. Da die FIA und die FOM beschlossen haben, nichts zu unternehmen, werden wir versuchen, diese historische Ungerechtigkeit auf dem Rechtsweg zu korrigieren“, sagte Massa. „Die Angelegenheit liegt jetzt bei den Anwälten und sie sind voll autorisiert, alles zu tun, was notwendig ist, damit dem Sport Gerechtigkeit widerfährt.“

Der 42-Jährige ist der Ansicht, er sei wegen des als „Crashgate“ bekannten Vorfalls der rechtmäßige Weltmeister von 2008. Er war damals ganz knapp hinter dem Briten Lewis Hamilton Zweiter in der WM-Gesamtwertung geworden. Nach Angaben des früheren Ferrari- und Williams-Fahrers wird sein Fall vor der King‘s Bench Division des High Court verhandelt. Vor Gericht will er nun nachträglich als Weltmeister anerkannt werden.

Safety-Car nach Unfall von Nelson Piquet junior 
Massa geht es um die Vorkommnisse rund um das Singapur-Rennen 2008. Auf dem engen Stadtkurs krachte damals der Brasilianer Nelson Piquet junior mit seinem Renault absichtlich in die Leitplanken. Der Unfall und die anschließende Safety-Car-Phase ermöglichten seinem damaligen Teamkollegen Fernando Alonso den Sieg. Wie sich später herausstellte, hatten Flavio Briatore, damals Teamchef von Renault, und Pat Symonds, damals Technikchef, den Crash im viertletzten Saisonrennen angeordnet. Beide wurden gesperrt – und später wieder begnadigt.

Der Unfall von Nelson Piquet junior brachte Fernando Alonso beim Singapur-GP 2008 den Sieg. (Bild: REUTERS)
Der Unfall von Nelson Piquet junior brachte Fernando Alonso beim Singapur-GP 2008 den Sieg.

Massa führte das Nachtrennen damals lange an. Nach dem Piquet-Crash unterlief Ferrari aber ein missratener Boxenstopp samt abgerissenem Tankrüssel, wodurch Massa schließlich punktlos nur als 13. ins Ziel kam. Im Finale von Brasilien fehlte ihm dann nur ein Punkt auf Weltmeister Hamilton im McLaren.

Ecclestone-Interview als Auslöser
Auslöser für Massas Vorgehen war insbesondere ein Interview des ehemaligen Formel-1-Bosses Ecclestone, wonach in Kreisen der Formel 1 und FIA angeblich schon vor dem Saisonende 2008 der kontroverse Vorfall um Piquet junior bekannt war. Man habe sich aber dagegen entschieden, Schritte einzuleiten. Ecclestone soll zudem gesagt haben, Massa sei „des Titels beraubt worden, den er verdient hätte“. Der heute 93-Jährige meinte letztes Jahr, er könne sich nicht mehr daran erinnern, das gesagt zu haben.

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