140.000 Tote pro Jahr

Toxikologe: Zu wenige Mittel gegen Schlangengift

Ausland
12.03.2024 09:22

Ungefähr 140.000 Menschen sterben pro Jahr weltweit an Schlangenbissen. Der Markt für Gegenmittel sei aber wenig lukrativ, sagte der deutsche Toxikologe Dietrich Mebs. Daher fehle es auch an den Mitteln, die bereits vorhanden seien.

„Ihre Herstellung ist zwar aufwendig, doch sind die Antiseren sehr spezifisch für ihre Anwendung.“ Über Monate hinweg müssen große Säugetiere wie Pferde, Schafe und Rinder mit steigenden Dosen des Schlangengifts immunisiert werden. In ihrem Blutserum finden sich dann große Mengen von Antikörpern, die das Gift neutralisieren können.

Da unterschiedliche Schlangenarten unterschiedliche Gifte besitzen, müsse für nahezu jede Art ein eigenes Antiserum hergestellt werden, sagte der deutsche Toxikologe Dietrich Mebs bei einem Kongress. „Selbst das Gift einer Kobra aus Afrika ist mit dem einer Kobra aus Indien oder China nicht vergleichbar.“

Die Kapkobra gilt als die giftigste Kobra Afrikas. Das Gift führt unbehandelt etwa in 50 Prozent der Bissfälle zum Tode und selbst bei rascher Hilfe bleiben oft irreversible Nervenschäden zurück. (Bild: AFP)
Die Kapkobra gilt als die giftigste Kobra Afrikas. Das Gift führt unbehandelt etwa in 50 Prozent der Bissfälle zum Tode und selbst bei rascher Hilfe bleiben oft irreversible Nervenschäden zurück.

Billige, unwirksame Produkte
Der Markt befinde sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale. „Hier haben billige, aber leider auch weitgehend unwirksame Produkte aus China und Indien den Markt erobert.“ Die Produktion sehr wirksamer Mittel, wie des Antiserums Fav-Afrique, das gegen alle wichtigen Schlangengifte Subsahara-Afrikas gerichtet war, sei hingegen eingestellt worden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Vergiftungen durch Schlangenbisse 2017 bereits zur vernachlässigten Krankheit erklärt. Inzwischen fließen mehr Gelder in die Forschung und Entwicklung von Antiseren. Laut Mebs gibt es in Südafrika zwar Antiseren, die für den afrikanischen Markt geeignet sind, diese sind aber für viele Länder zu teuer. „So sterben nicht nur in Afrika weiterhin Menschen nach dem Biss einer Giftschlange oder leiden lebenslang unter den Folgen–etwa, wenn eine Hand, ein Arm oder ein Bein amputiert werden musste“, sagte Mebs.

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In abgelegenen oder von Krieg betroffenen Regionen werden Schlangenbisse oft nicht registriert.

Toxikologe Dietrich Mebs

Problem unterschätzt
Laut dem Deutschen wird das Problem unterschätzt. Nach offiziellen Angaben sterben 140.000 Menschen pro Jahr an Schlangenbissen. „Die tatsächlichen Zahlen liegen sicherlich deutlich höher. In abgelegenen oder von Krieg betroffenen Regionen werden Schlangenbisse oft nicht registriert.“ Kontakt mit Schlangen hätten vor allem ärmere oder marginalisierte Bevölkerungsgruppen.

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