Russische Kämpfer einer pro-ukrainischen Miliz haben eigenen Angaben zufolge eine grenznahe Ortschaft auf russischem Staatsgebiet erobert. Die Miliz „Freiheit für Russland“ erklärte auf Telegram, ihre Kämpfer hätten in der Ortschaft Tjotkino in der Region Kursk zunächst ein gepanzertes russisches Militärfahrzeug zerstört - und das Dorf schließlich erobert.
Mindestens zwei in der Ukraine ansässige bewaffnete Gruppen haben nach eigenen Angaben am Dienstag die Grenze überquert und von der Ukraine aus Angriffe in Russland ausgeführt. „Das Dorf Tjotkino in der Region Kursk wird vollständig von den russischen Befreiungskräften kontrolliert“, erklärte die Miliz „Freiheit für Russland“ in Onlinediensten.
Die russische Armee ziehe sich aus dem Dorf zurück und lasse schwere Waffen zurück. Der Gouverneur von Kursk bestätigt den Angriff und meldete einen Leichtverletzten, bestreitet aber jeglichen „Durchbruch“ der Angreifer.
Ministerium und FSB widersprechen sich
Der für die Grenzsicherung zuständige Inlandsgeheimdienst FSB nennt Berichte über ein Eindringen über die Grenze schlicht unwahr. Das russische Verteidigungsministerium klingt dagegen etwas anders. Es teilt mit, die Sabotagetrupps aus der Ukraine hätten in der Nacht erst grenznahe Dörfer beschossen. Dann seien sie an drei Stellen im Gebiet Belgorod mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen vorgerückt. Die Angriffe seien aber abgewehrt worden. Am Morgen sei auch der versuchte Angriff auf Tjotkino im Gebiet Kursk gescheitert.
Siedlung unter Kontrolle der Putin-Gegner?
Wie der in der Ukraine lebende Ex-Abgeordnete der russischen Duma, Ilja Ponomarjow, bei Telegram schreibt, soll es Kämpfe im Ort Tjotkino des Gebietes Kursk geben. Die Siedlung Losowaja Rudka im Belgoroder Gebiet soll unter Kontrolle der Putin-Gegner sein. Dazu werden Videos unter anderem von einem Panzer in einem Dorf gezeigt.
Zusammenhang mit Präsidentschaftswahl?
Bei der „Legion Freiheit für Russland“ und dem „Sibirischen Bataillon“ soll es sich um regimefeindliche Russen handeln - ihre Angaben in den sozialen Medien lassen sich zunächst nicht überprüfen. In ihren Videobotschaften riefen die vermummten Kämpfer in ukrainischen Uniformen jedenfalls dazu auf, die Präsidentschaftswahl in Russland am kommenden Sonntag zu ignorieren.
„Verbrecherisches Regime lässt sich nicht friedlich stürzen“
Das „Sibirische Bataillon“ veröffentlicht bei Telegram Videos von Kämpfern und schreibt dazu: „Wir haben schon früher gesagt, dass es nicht möglich sein wird, das verbrecherische diktatorische Regime in der Russischen Föderation friedlich zu stürzen.“
„Es kann nur mit der Waffe in der Hand beseitigt werden. Heute Nacht haben wir begonnen, dieses Versprechen einzulösen. Auf dem Territorium der Russischen Föderation finden heftige Kämpfe statt.“ Der Beitrag endet mit einem Aufruf, sich „allen Befreiungskräften“ anzuschließen.
Keine offizielle Aktion der Ukraine
Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow, betonte gegenüber Kiewer Medien, dass die Einheiten ausschließlich aus russischen Staatsbürgern bestünden. „Auf dem Gebiet der Russischen Föderation handeln sie absolut autonom, selbstständig und setzen ihr gesellschaftlich-politisches Programm um“, sagte der Geheimdienstvertreter dem Internetportal „Ukrajinska Prawda“.
Hintergrund ist die für kommenden Sonntag in Russland geplante Präsidentschaftswahl. Amtsinhaber Wladimir Putin beabsichtigt, sich für weitere sechs Jahre bestätigen zu lassen. Im Frühjahr 2023 waren mehrere Versuche russischer Putin-Gegner gescheitert, sich im russisch-ukrainischen Grenzgebiet festzusetzen. Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab.
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