Ihr Herz schlägt für Rock‘n‘Roll, selbst Einschränkungen nach einem Schlaganfall können sie nicht stoppen. Lucinda Williams, aus Louisiana stammende und jetzt in Nashville lebende begnadete Songschreiberin, gastierte am Dienstag in Wien. Begleitet von einer großartigen Band sang sich die 71-Jährige durch ein Repertoire zwischen Roots-Rock, Blues und Alternative-Country – oder zusammengefasst: Beseeltes Americana, mal erdig, mal hymnisch, mal intim, verzauberte das Publikum.
Das schwungvolle „Let‘s Get The Band Back Together“ vom aktuellen Album „Stories From A Rock‘n‘Roll Heart“ machte den Anfang im ausverkauften Theater Akzent. Auf ihre Gitarre muss Williams in Folge ihrer Erkrankung verzichten, der Mikrofonständer dient ihr als Halt, aber in der Stimme liegt eine unveränderte Kraft. Früh im Set bejubelten die Fans „Car Wheels On A Gravel Road“ von ihrem gleichnamigen Album und kommerziellen Durchbruch, der ihr 1998 ganze 20 Jahre nach ihrem Plattendebüt gelang, nachdem Größen wie Emmylou Harris längst von ihr geschwärmt hatten.
Aufmerksames Publikum
Kindheitserinnerungen verarbeitete Williams in „Car Wheels On A Gravel Road“, erzählte sie auf der Bühne. Das später dargebotene, getragene „Where The Song Will Find Me“ handle von Schreibblockaden und den Momenten, wenn man von der Muse geküsst wird. „Darum sollte man immer Notizheft und Stift dabei haben.“ Es sei ihr wichtig, dass Zuhörer wissen, worum es in ihren Texten gehe, betonte die Künstlerin nach der Show bei einem Backstagetreffen. Sorgen musste sie sich gestern nicht: Das Auditorium war aufmerksam und hingerissen.
„Ghosts Of Highway 20“ führte tief in das Mississippidelta zum Blues, „Blind Pearly Brown“ huldigte dem gleichnamigen Gospel-, Blues-, Country- und spirituelle Lieder singenden und Slide-Gitarre spielenden Pastor, den Williams als Kind mit ihrem Vater live erlebte. Hymnen („Get Right With God“) und intime Instrumentierungen gingen in ausgelassene Gitarrenjams („Joy“ als famosen letzten Song) über. Mit „Stolen Moments“ verneigte sich Williams vor Tom Petty, zart streute die Band dessen „Wildflowers“ ein. Auch für straighten Rock mit aufgekrempelten Ärmeln war Platz: „New York Comeback“, auf der LP im Duett mit Bruce Springsteen, zeigte diese Seite der Amerikanerin.
Absoluter Legendenstatus
Egal ob schwelgend mit Pedal-Steel oder furios solierend: Doug Pettibone und Marc Ford, von den Black Crows jüngst dazugestoßen, an den Gitarren und die übrigen Musiker von Williams Begleitband, von dieser Buick 6 benannt (nach Bob Dylans „From A Buick 6“), lieferten den perfekten Klangteppich für die raue und gleichzeitig warme Stimme. Die Sängerin genoss die Darbietung sichtlich genauso wie das Publikum, ihren Legendenstatus hat sie mit dieser Tournee unterstrichen.
APA/Wolfgang Hauptmann
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