Rauchverbote, Gesundheitstrend und nicht zuletzt hohe Preise lassen den klassischen Zigarettenkonsum zurückgehen. Im Vorjahr sank der Absatz so stark wie seit Jahren nicht. Ein Rückgang um 3,7 Prozent bedeutet aber nicht, dass Konsumenten dem Nikotin komplett abschwören. Alternativprodukte legen nämlich kräftig zu.
Die Trafikanten nahmen mit Tabak 3,8 Milliarden Euro ein. Den größten Teil liefern sie davon aber an den Staat ab, denn 77 Prozent fließen über Umsatzsteuer und Tabaksteuer an den Fiskus. Nach der Mineralölsteuer ist die Tabaksteuer die größte Verbrauchssteuer. „Das Tabaksteueraufkommen beträgt 2023 vorläufig 2,081 Milliarden Euro“, so Finanzminister Magnus Brunner. Höhere Preise und mitunter ein Wechsel zu Alternativen können den Rückgang an Rauchern auffangen und den Umsatz sowie die Steuereinnahmen stabil halten.
Zigarettenabsatz sinkt
Immerhin knapp 11,3 Milliarden Zigaretten zündeten sich Raucher 2023 an, etwa jeder Fünfte greift in Österreich regelmäßig zum Glimmstängel. Der Trend ist seit längerem rückläufig. Mehr risikoärmere Alternativen, ein allgemeiner Gesundheitstrend und Rauchverbote lassen mehr Kunden aufhören. 2022 gab es bereits ein Minus von 3,5 Prozent, was allerdings mit dem vorigen Anstieg zu tun hatte, als in der Pandemie bei geschlossenen Grenzen die Umsätze im Inland zunahmen. Heuer dürfte der Rückgang tatsächlich an einer eindeutigen Abnahme von Zigarettenrauchern liegen.
Packung Zigaretten wird um 20 Cent teurer
Für eine Packung musste man im Vorjahr im Schnitt 5,77 Euro hinlegen, um knapp 30 Cent mehr als im Vorjahr. Noch nicht eingerechnet sind die unlängst erfolgten Erhöhungen der Zigarettenpreise. Statt um 30 Cent kommen bei den meisten Zigaretten heuer im Frühling wie in den Jahren zuvor 20 Cent obendrauf, die ersten Ankündigungen machte Ende Februar Marktführer Philip Morris, der Preiserhöhungen um 20 Cent ab 2. April ankündigte. Die anderen Hersteller dürften bald nachziehen.
Hannes Hofer von der Monopolverwaltung betont, „dass das Wachstum des Preises unter der Inflation liegt. Tabakpreise wirkten sogar eher preisdämpfend und haben die Inflation nicht zusätzlich angeheizt.“
Ein Umsatzplus von 3,2 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro ist im Vergleich mit sonstigen Händlern auch solide. Nur der Lebensmittelhandel konnte noch stärker zulegen, während zum Beispiel Mode und Elektronik die Konsumflaute stark zu spüren bekamen.
Klassische Zigaretten gingen so stark zurück wie lange nicht
Während klassische Zigaretten so stark wie seit Jahren zurückgehen, gewinnen Alternativen an Beliebtheit. Der Umsatz mit Tabakerhitzern stieg um satte 42 Prozent auf 235 Millionen Euro. E-Zigaretten und Lutschsäckchen (Pouches), die nicht unter das Monopol fallen, werden beliebter. Pouches gehen um 118 Millionen Euro über den Trafikantentisch, für E-Zigaretten geben die Österreicher 59 Millionen Euro aus.
Die Tabakalternativen sind zwar niedriger besteuert – für E-Zigaretten und Lutschsäckchen fällt gar keine Tabaksteuer an –, bringen aber sowohl Industrie als auch Trafiken gute Spannen.
Zigarren wurden wegen Knappheit teurer
Hier steigt auch die Menge, während bei herkömmlichen Tabak Umsatzanstiege preisgetrieben sind. Auffallend der starke Zuwachs bei Zigarren. Trotz Absatzrückgang um etwa 1 Prozent stieg der Umsatz um 11 Prozent. Hintergrund ist der weltweite Luxustrend, der auch teure Premiumzigarren aus der Karibik immer gefragter macht. Kuba exportierte 2023 zwar so viele Zigarren wie noch nie. Trotzdem herrscht eine Knappheit, die den Preis nach oben treibt. Auch Feinschnitt wurde 2023 teurer.
Egal in welcher Form, Österreich zählt in Europa nicht gerade zu den teuersten Ländern. Der Grund ist aber nicht, dass in Österreich die Preise so sanft erhöht wurden, sondern weil in einigen Nachbarländern die Preise rasant stiegen. Mittlerweile ist unter den Nachbarländern nur noch Slowenien und die Slowakei jeweils um gut einen Euro billiger. In Italien, Tschechien und Ungarn sind das Niveau ähnlich, in Deutschland, der Schweiz und vor allem Frankreich sind Zigaretten deutlich teurer, in Frankreich kostete eine Packung mittlerweile 10,50 Euro im Schnitt. Oft zahlen sich Fahrten über die Grenze und Kofferraumtransporte gar nicht mehr aus – was heimischen Trafikanten naturgemäß hilft.
Über 1200 Menschen mit Behinderung führen eine Trafik
55 Prozent der Trafikanten haben übrigen eine Behinderung, das sind über 1200 Menschen. Wird eine Trafik neu vergeben, geht sie zu 100 Prozent an Menschen mit einem Invaliditätsgrad von mindestens 50 Prozent. 2023 ging an jedem fünften Tag eine Trafik an eine Person mit Handicap.
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