Aufruf an Westen

Kreml-Kritiker warnt: Putin „versteht nur Gewalt“

Ausland
13.03.2024 14:45

Der frühere Schachweltmeister und Kreml-Kritiker Garri Kasparow setzt sich derzeit verzweifelt für ein deutlich härteres Vorgehen des Westens gegen den Aggressor Russland sowie das brutale Blutvergießen in der Ukraine ein. Denn Moskau verstehe leider nur Gewalt, bilanziert er nüchtern.

Angesichts des „terroristischen russischen Regimes, das nur Gewalt versteht“, sei Kiew weiter auf Hilfe angewiesen, gab der im Exil lebende Kasparow in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP in Washington zu bedenken. Der Westen weigere sich, klar zu sagen, dass „die Ukraine gewinnen muss“, kritisierte er. In dem Interview appellierte Kasparow auch an den Westen, die russische Opposition in den Kampf gegen Putins Aggression einzubeziehen.

Kasparow war einer der größten Schachspieler aller Zeiten, bevor er zum erbitterten Gegner von Kreml-Chef Wladimir Putin wurde. Aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung verließ er 2013 Russland und ging in die USA, von wo aus er weiterhin gegen den Kreml und den Krieg gegen die Ukraine opponiert. 2022 erklärten die russischen Behörden Kasparow zum „ausländischen Agenten“, vergangene Woche setzten sie ihn auf ihre Liste von „Terroristen und Extremisten“.

Kasparow verließ aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung 2013 Russland und ging in die USA. (Bild: EPA)
Kasparow verließ aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung 2013 Russland und ging in die USA.

Putin für Nawalny-Tod verantwortlich
Kasparow macht den Kreml für den Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny verantwortlich, der im Februar in einem russischen Straflager am Polarkreis ums Leben kam. „Der Mord an Nawalny ist ein neuer Meilenstein“ der Repression, sagte Kasparow.

Darüber hinaus forderte er eine stärkere Einbindung der russischen Opposition in den Kampf gegen Putin. „Um den Putinismus zu besiegen, muss es eine Koalition mit einer russischen Komponente geben“, sagte Kasparow. „Die Menschen, die bereit sind zu sagen: Das Regime ist illegitim, der Krieg ist kriminell, die Krim ist ukrainisch, müssen sich an diesem Kampf beteiligen“, forderte er.

Zukunftsplan für die russische Opposition
Gemeinsam mit anderen Kremlkritikern arbeitet Kasparow nach eigenen Angaben daran, einen Zukunftsplan für die russische Opposition zu entwickeln. Die meisten Dissidenten, die in Russland geblieben sind, sind heute inhaftiert oder tot – die übrigen leben im Exil, viele Oppositionelle sind untereinander zerstritten. Auch Kasparow und Nawalnys Team gerieten in der Vergangenheit aneinander.

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Jede Schwäche, die der Westen zeigt, ist eine Einladung an Putin, noch aggressiver zu werden.

Garri Kasparow

Im jüngsten Zwist unter Putins Gegnern geht es um den Protest während der russischen Präsidentschaftswahl von Freitag bis Sonntag. Der Sieg Putins steht mangels ernst zu nehmender Gegenkandidaten und der befürchteten Einflussnahme des Kreml außer Zweifel.

Westliche Länder sollen russische Kriegsgegner aufnehmen
Die westlichen Länder sollten russische Kriegsgegner aufnehmen, forderte Kasparow. „Gebt ihnen eine Chance, die Seiten zu wechseln.“ Wenn zum Beispiel Programmierer und Ingenieure, die an der Herstellung von Drohnen und anderen Waffen beteiligt sind, Russland verlassen könnten, „würde das Putins Fähigkeit, Krieg zu führen, stark beeinträchtigen“.

Kasparow zeigte sich enttäuscht über die schwindende Unterstützung des Westens für die Ukraine. Während die ukrainische Armee Schwierigkeiten habe, den Widerstand aufrecht zu erhalten, blockiere die republikanische Opposition im US-Kongress entscheidende Hilfe. „Jede Schwäche, die der Westen zeigt, ist eine Einladung an Putin, noch aggressiver zu werden“, sagte er.

Sanktionen haben wenig bewirkt
Nach Ansicht des ehemaligen Schachspielers haben die Sanktionen gegen Russland wenig bewirkt. Kasparow forderte mehr Geld für die Ukraine, auch aus beschlagnahmten russischen Vermögenswerten, sowie Langstreckenraketen.

AFP führte das Interview am Rande eines Treffens des World Liberty Congress, einem Zusammenschluss von Demokratie-Aktivisten aus 60 Ländern. „Von Russland bis Venezuela, von China bis Afrika, arbeiten alle autoritären Regime und Diktatoren zusammen und stimmen bei den Vereinten Nationen füreinander“, sagte die in den USA lebende iranische Oppositionelle Masih Alinejad, die Präsidentin des World Liberty Congress. „Da die Bösen zusammenstehen, ist es an der Zeit, dass sich auch die guten Menschen aus autoritären Regimen verbünden, um unsere Vorstellung von Demokratie, Würde und Freiheit zu verbreiten.“

Die im vergangenen Jahr gegründete Organisation setzt sich für eine gewaltfreie Opposition ein und unterstützt Aktivisten vor Ort sowie politische Gefangene und ihre Familien. Kasparow ist Vizepräsident des World Liberty Congress. „Wir sind unverzichtbare Verbündete für die Führer der freien Welt“, sagte er.

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