Riesige Aufgabe

Beim Umweltschutz setzen Inder auf Rot-weiß-rot

Steiermark
16.03.2024 07:00

Beim Thema Naturschutz gibt es in Indien noch viel Luft nach oben, um es charmant zu formulieren. 62 Millionen Tonnen Abfall werden pro Jahr produziert, der Großteil landet einfach auf der Straße oder verdreckt die Flüsse. Lernen will das Riesenland auf diesem Gebiet jetzt vom vergleichsweise kleinen Österreich.

Rund sieben Millionen Menschen besuchen pro Jahr das Taj Mahal. Das durch Großmogul Shah Jahan für seine verstorbene (Haupt-) Ehefrau Mumtaz Mahal erbaute Mausoleum fasziniert auch knapp 400 Jahre nach seiner Vollendung Besucher aus der ganzen Welt mit seiner schier makellosen Schönheit. Weniger ansprechend für das Auge ist der Fluss, der nur wenige Meter neben Indiens bekanntester Sehenswürdigkeit in Agra vorbeifließt.

Nur 20 Prozent des Abfalls wird fachgerecht entsorgt
Die Yamuna ist nicht blau oder grün, sondern schwarz. Die Reiher, die sich an der Schotterbank unter dem Taj Mahal eingefunden haben, blicken traurig bis ratlos drein. Leben im Wasser lässt sich beim Anblick der Brühe, die träge an ihnen vorbeizieht, nicht wirklich ausmachen. Dafür erblickt man immer wieder Müll, von der Plastikflasche bis zum Kühlschrank, der mitgetrieben wird, weil er einfach im Fluss entsorgt worden ist. Und die Yamuna (mündet nach knapp 1400 Kilometern übrigens in den Ganges) stellt in Indien keine Ausnahme dar; die Umwelt ist unglaublich verdreckt. Müll wird meist einfach achtlos weggeworfen, sammelt sich am Straßenrand, auf einstigen Wiesen oder eben in Flüssen. 62 Millionen Tonnen Abfall sammeln sich im Riesenland pro Jahr zusammen. Lediglich 20 Prozent des Mülls wird fachgerecht entsorgt.

Wobei langsam, aber sicher der Umweltschutz auch am Subkontinent ein Thema wird und die Regierung zuletzt mehrere diesbezügliche Schwerpunkte setzte. Einer davon sind Kläranlagen, um die Flüsse zu entgiften, die Verschmutzung macht schließlich selbst vor den heiligen Flüssen wie Ganges, Saraswati, Godavari, Krishna, Brahmaputra, Narmada und eben Yamuna nicht Halt. Eine dieser Wasseraufbereitungsanlagen wird in Agra gebaut. Mit österreichischer Technik und auch Finanzierung – die rot-weiß-rote Entwicklungsbank stellte für dieses Projekt einen Kredit in Höhe von 35 Millionen Euro zur Verfügung – soll hier binnen zwei Jahren die Wasserversorgung für die 2,5 Millionen Einwohner in der Region sichergestellt werden.

Bernhard Puttinger (l.) und WKO-Vizepräsident Herbert Ritter (2. v.l.) beim Besuch der Kläranlage in Agra.  (Bild: Lugger)
Bernhard Puttinger (l.) und WKO-Vizepräsident Herbert Ritter (2. v.l.) beim Besuch der Kläranlage in Agra. 

Auf der Baustelle der riesigen Kläranlage machte sich auch Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des steirischen Green Tech Cluster, ein Bild der indischen Umwelt-Ambitionen. „In diesem Bereich gibt es in Indien zwei große Themen. Zum einen die Elektrifizierung mit der damit verbundenen Abgrenzung zu China und dann der grüne Wasserstoff, wo man schon mehrere Anlagen gebaut hat.“ Für die steirischen Unternehmen sieht er dabei großes Potenzial. „Die Wachstumsraten in diesem Bereich liegen hier bei mehr als zehn Prozent. Und ja, wir haben das Know-how und die Expertise, hier mitzumischen.“

Steirisches Holz für indischen Markt
Auf ein Naturprodukt setzt man auch beim Holzspezialisten Teuschler aus Bad Walterdorf. „Bisher ist Indien im Grunde ein Billigmarkt. Durch den aktuellen Wandel wird in diesem Milliardenland aber auch die Mittelschicht immer größer“, ist Geschäftsführer Arno Teuschler überzeugt. Diese neue Mittelschicht wollen die Oststeirer eben mit ihren hochwertigen Nischenprodukten überzeugen. „Der Wohlstand wird weiterwachsen, deshalb gibt es hier riesiges Potenzial.“

Arno Teuschler mit Christina Ulrich (ICS) vor der österreichischen Außenhandelsstelle in Delhi. (Bild: Stoimaier)
Arno Teuschler mit Christina Ulrich (ICS) vor der österreichischen Außenhandelsstelle in Delhi.

Die Delegationsreise nach Indien soll für die weiß-grüne Wirtschaft aber nur ein erster Schritt sein. „Der Indien-Schwerpunkt ist aktuell einmal für drei Jahre angesetzt, kann dann aber natürlich auch ein permanenter werden“, erklärt Programm-Managerin Christina Ulrich von Internationalisierungscenter Styria (ICS). „Viele Unternehmen suchen aktuell nach einer Alternative zu Russland. Der Markt in Indien ist herausfordernd, aber verfügt gleichzeitig über unglaubliche Wachstumsraten und das in einem im Vergleich politisch stabilem Umfeld.“ Mit Workshops zum Thema Zoll und Import oder den Eigenheiten der Mitarbeiterführung am Subkontinent will man beim ICS die steirischen Unternehmen auf den indischen Markt vorbereiten.

Die steirische Delegation um Christoph Ludwig, Herbert Ritter und Karl Hartleb wurde von Botschafterin Katharina Wieser in ihrer Residenz in Neu Delhi empfangen. (Bild: ICS)
Die steirische Delegation um Christoph Ludwig, Herbert Ritter und Karl Hartleb wurde von Botschafterin Katharina Wieser in ihrer Residenz in Neu Delhi empfangen.

Zum Abschluss der steirischen Delegationsreise stand am Donnerstag ein weiß-grüner Abend in der österreichischen Botschaft in Neu Delhi am Programm. Botschafterin Katharina Wieser gab den mitgereisten Unternehmen auch noch einmal einen vertiefenden Überblick über Indien, die internationalen Gäste wurden mit steirischen Spezialitäten wie Backhendl, Kernöl und Wein verköstigt. 

Die Reise nach Indien erfolgte auf Einladung des Landes Steiermark.

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