„Sie haben mich“

RAF-Terror: Klette soll Garweg noch gewarnt haben

Ausland
14.03.2024 10:29

Die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette soll ihren Mittäter Burkhard Garweg bei ihrer Festnahme noch gewarnt haben. „Sie haben mich“, schrieb sie per Handynachricht, wie deutsche Medien berichteten. Das würde erklären, warum Garweg sein Handy seit dem 26. Februar nicht mehr benutzte.

Seither ist er auf der Flucht (siehe Video oben). „Wir wissen, dass er sich als Martin ausgegeben hat. Er hatte diverse Aliasnamen, die meisten fingen mit Martin an“, sagte der Chef des die Ermittlungen leitenden niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA), Friedo de Vries zur „Zeit.“ Ihm nach hätte sich Garweg bereits vor Klettes Festnahme damit beschäftigt, was er in diesem Fall tue. „Er wird einen Plan (...) im Kopf gehabt haben.“ Der Ermittler vermutet, dass sich Garweg eine neue Legende geschaffen hat – mit falschen Personalien, einem konstruierten Lebenslauf und Kontaktpersonen, die das bestätigen.

Vor seiner Flucht lebte Garweg wohl in einem Wohnwagen auf einem Bauwagenplatz in Berlin, der vor allem von der alternativen Szene genutzt wird. Als die Polizei diesen entdeckte, war Garweg nicht mehr dort.

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette mit Sicherheitskräften (Bild: APA/dpa/Uli Deck)
Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette mit Sicherheitskräften

Genauer Kontakt noch unklar
Der ehemalige Terrorist dürfte bis zuletzt Kontakt mit Daniela Klette gehabt haben. Klette wurde aufgrund von Hinweisen ihrer Nachbarschaft gefunden – die Polizei hatte mit einem Foto nach ihr gefragt. Bei der Festnahme sollen die Einsatzkräfte der 65-Jährigen noch erlaubt haben, in ihrer Wohnung die Toilette zu benutzen. Das habe sie dazu genutzt, um Garweg zu warnen, anschließend habe sie die SIM-Karte ihres Handys in der Toilette hinuntergespült. Das könnte erklären, warum der Ex-RAF-Terrorist sein Gerät seit dem 26. Februar nicht mehr in Betrieb nahm. Die genauen Umstände des Kontakts sind bisher noch nicht geklärt.

Burkhard Garweg (Bild: AFP)
Burkhard Garweg

Kritik an Polizei wird laut
Die Berliner Gewerkschaft der Polizei kritisierte am Donnerstag die Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen ungewöhnlich scharf: „Unsere Fragezeichen werden immer größer und es ist klar, dass das federführende LKA (Landeskriminalamt) Niedersachsen diesen Einsatz selbstkritisch aufarbeiten muss. In Anbetracht dessen, was bei Frau Klette alles gefunden wurde, ist es reines Glück, dass sie nicht mit der Panzerfaust hinter der Tür gewartet hat und keiner unserer Kollegen verletzt wurde.“ Offenbar sei von der Frau weiterhin große Gefahr ausgegangen.

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In Anbetracht dessen, was bei Frau Klette alles gefunden wurde, ist es reines Glück, dass sie nicht mit der Panzerfaust hinter der Tür gewartet hat und keiner unserer Kollegen verletzt wurde.

Berliner Gewerkschaft der Polizei

In Berlin hätte es Spezialeinheiten gegeben, „die dann auch dafür sorgen, dass eine RAF-Terroristin nicht mal eben noch einem Mitstreiter zur Flucht verhilft.“ Die Berliner Polizei sprach von „Alleingängen.“ Klette, Garweg und Ernst-Volker Staub waren Teil der Kommandoebene der RAF. Ihnen werden Raubüberfälle mit Schusswaffen, Klette auch zweifach versuchter Mord und Sprengstoffanschläge vorgeworfen. Die linksextremistische Terrororganisation Rote Armee Fraktion verübte bis 1991 zahlreiche Anschläge und tötete Menschen, 1998 wurde sie für aufgelöst erklärt.

Demos für Linksterroristen
Derzeit solidarisiert sich in Deutschland ein Teil der Bevölkerung mit den drei mutmaßlichen Linksterroristen. Nach einer umstrittenen Demonstration für untergetauchte und inhaftierte RAF-Mitglieder in Berlin mit etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat eine Gruppe für Sonntag eine weitere Kundgebung in Vechta angekündigt – das Motto „Solidarität mit Daniela.“ Klette sitzt nach Angaben des Organisationsteams im Frauengefängnis in Vechta.

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