Einen Tag vor Beginn der russischen Präsidentschaftswahl lässt krone.at-Redakteurin und Russland-Expertin Angelika Eliseeva, die selbst mehr als vier Jahre in Moskau gelebt und gearbeitet hat, in die Realität des russischen Alltags blicken: „Das Leben hat seine Tücken und es ist ein viel härterer Alltag, als man sich das bei uns vorstellen kann. Einkaufen, die Wohnung, da braucht man viel mehr Energie dafür. Und es ist deutlich gefährlicher.“
Eliseeva: „Man hat immer dieses Politische im Hintergrund, wo man dann schon spürt, dass das jetzt eigentlich von oben auf dein Privatleben drückt. Du weißt schon irgendwo, wenn du dich jetzt mit den falschen Leuten anlegst, dann kann dein relativ schönes Leben vorbei sein.“ Es gäbe im Alltag Denunziantentum, und man wisse nicht, ob wer im Volk vom russischen Inlands-Geheimdienst FSB ist, weil der gut vernetzt sei.
Sie selbst wäre von fremden Russen auf der Straße angesprochen worden, wie sie es mit der Krim halte und wo man sich dann selbst fragt, mit welchem Ziel und mit welcher Absicht werde ich da befragt? Die Redakteurin beschreibt diese Situation wie folgt: „Hallo, wie geht’s dir? Kann ich dir vielleicht meinen Sitzplatz in der Straßenbahn anbieten? Und dann schwenkt das relativ schnell zu Ja, wie siehst du das mit der Krim? Und die Ukrainer sind ja böse.“ Sie habe auch einen guten Bekannten, der auch Österreicher ist und in Moskau gearbeitet hat, der habe ähnliches erlebt.
Angelika Eliseeva hat jahrelang in Russland gelebt.
(Bild: krone.tv)
Auf die Frage, ob sie auch persönlich Angst in Russland gehabt hätte, sagt sie: „Aus politischer Sicht nicht. Ich habe mich nicht immer sicher gefühlt in meinem Leben, in meiner Unversehrtheit.“ Es habe mehrmals Bombenalarme gegeben, sie wurde auch oftmals aus einem Einkaufszentrum evakuiert, oder aus der Arbeit, wo es dann plötzlich geheißen hat, es sei eine Bombe im Keller. Mit dem müsse man dann leben.
„Leute zombifizieren“ Abschließend: „Ich habe versucht, möglichst wenig Staatsfernsehen zu schauen, weil die Russen haben da einen sehr guten Begriff dafür: Die nennen Gehirnwäsche „Leute zombifizieren“. Und sie haben immer gesagt, schau lieber nicht fern, sonst wirst du ein Zombie.“
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