Forschung in Wien

Das „Wassermonster“ Axolotl birgt ewiges Leben

Wissenschaft
15.03.2024 06:00

Ein mystisches Unterwassertier soll helfen, den Tod zu überwinden. Der Axolotl, den die amerikanische Biochemikerin Elly Tanaka in ihrem speziell eingerichteten Labor in Wien-Landstraße – fernab der exotischen Heimat des Wassergetieres also – dort genau unter die Lupe nimmt, ist schon ein wundersamer Geselle.

Denn, der mexikanische Schwanzlurch ähnelt sowohl einem Molch als auch einem Salamander undhat auch die Züge einer Kaulquappe. Das liegt daran, dass er sein ganzes Leben lang im Larvenstadium bleibt, aber trotzdem geschlechtsreif wird. Dieses Phänomen nennt sich Neotenie.

Der Name Axolotl stammt von den aztekischen Ureinwohnern und bedeutet übersetzt so viel wie „Wassermonster“. Wobei das bis zu 25 Zentimeter lange Tier ganz und gar friedlich ist.

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Ich hüte in meinem Institut 1500 Axolotls und erforsche an ihnen die Regeneration von Körperstrukturen. In freier Wildbahn ist diese Art aber beinahe ausgestorben.

Molekularbiologin Elly Tanaka forscht in Wien

Die Leiterin des Instituts für Molekulare Biologie der Akademie der Wissenschaften, Elly Tanaka (Bild: ÖAW)
Die Leiterin des Instituts für Molekulare Biologie der Akademie der Wissenschaften, Elly Tanaka

Links und rechts am Hals befinden sich putzige Kiemenanhänge, die bei manchen Arten farblich herausstechend sind und kleinen Bäumchen ähneln.

Als wahres Wundertier hat auch die mit 1. April eingesetzte Leiterin des Instituts für Molekulare Biologie der Akademie der Wissenschaften die kleinen „Lächler“ kennengelernt.

Nur in zwei Seen beheimatet

Der Axolotl ist nur im Xochimilco- und im benachbarten Chalco-See nahe Mexiko-Stadt beheimatet. Die beiden Gewässer, die in einem vulkanischen Becken liegen, sind Überreste eines einst ausgedehnten Gewässersystems. Sie bieten den Schwanzlurchen aus der Familie der Querzahnmolche, die sich am Grund der Seen aufhalten, genau die kühlen, sauerstoffreichen Wasserverhältnisse, die diese Tiere bevorzugen.

Denn ihre 1500 ausgewachsenen Axolotl und noch mehrere hundert Babys sind Weltmeister der Regeneration. Wenn ihm ein Bein abgebissen wird, sich Zähne in sein Rückenmark bohren oder ihm Teile des Gehirns entfernt werden, wachsen die verloren gegangenen Körperteile bzw. Organe nach – als exakte Kopie!

Und das in wenigen Wochen, ohne dass eine einzige Narbe zurückbleibt. Tanaka krümmt ihren Schützlingen aber kein Beinchen: geforscht wird an reinen Zellkulturen des Salamanderchens. Worauf ihr Team bei der solcherart angestrebten Entschlüsselung des Phänomens des ewigen Lebens größten Wert legt: Alle Axolotls in der Obhut erfreuen sich artgerechter Haltung.

Mark Perry, Oliver Papacek

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