36 Jahre sind vergangen, seitdem Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ sein Unwesen in Wien getrieben hat. Nun ist es zurück – und überzeugt mehr denn je! Bei der Premiere gestern Abend gab es für die Neuproduktion rund um „Phantom“ Anton Zetterholm und „Christine“ Lisanne Clémence Veeneman frenetischen Jubel.
Wir schreiben das Jahr 1988: Ein Luster bringt den damaligen Intendanten des Theaters an der Wien, Peter Weck, an den Rande der Verzweiflung. Denn der heimliche Hauptdarsteller seiner deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals „Phantom der Oper“ macht laufend technische Probleme, will und will nicht zur großen Enttäuschung kleiner und großer Zuschauer effektvoll auf die Bühne krachen. „Die Technik ist ein Hund“, wussten damals entnervte Bühnenarbeiter zu berichten.
Nach 36 Jahren ist der Schock überwunden, und das Wiener Raimund Theater feiert das Comeback des in den Katakomben der Pariser Oper hausenden Phantoms: Ein entstelltes Monster, das für die von ihm verehrte Sängerin Christine über Leichen geht. Cameron Mackintoshs Neuinszenierung ist spektakulär und atmosphärisch dicht - vom Operndach über den plüschig-bunten Maskenball bis zur unheimlich-unterirdischen Bootsfahrt spielt die Bühne sämtliche Verwandlungs-Stückeln und zündelt gern mit allerlei Pyrotechnik. Und in den ersten Reihen richtet sich immer wieder ein prüfender Blick der Zuseher Richtung Decke zu dem imposanten Luster: Wackelt er schon?
Auch er ist und bleibt natürlich der Hingucker des Abends – wenngleich die 23-jährige Niederländerin Lisanne Clémence Veeneman mit frappantem Stimmvolumen eine hinreißende Christine gibt. An ihrer Seite ein wunderbar charmanter Roy Goldman mit warmem Timbre als Lover Raoul und der 37-jährige Schwede Anton Zetterholm als anfangs fast zu zärtliches, dann jedoch souveränes Phantom, das leidet, mordet und auf den Luster feuert. Bis dieser blinkend und Funken sprühend Richtung Zuschauerraum herabfällt: Überaus effektvoll und bombastisch, wie das Orchester, das die weltbekannten Songs wie „Die Musik der Dunkelheit“, „Denk an mich“ und allen voran das „Phantom“-Thema lautstark und in nostalgischer Synthie-Manier der 80er-Jahre durch die Ränge peitscht.
Zum Schluss gab es frenetischen Jubel und Standing Ovations für das bestens eingespielte Ensemble!
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