„Geh wählen, sonst …“

Russen werden jetzt mit Droh-SMS erpresst

Ausland
16.03.2024 16:39

Einwohner der Metropole Moskau berichten derzeit von merkwürdigen Nachrichten, die über Messenger eintreffen. Zuerst wird ihnen vorgeworfen, sie würden „extremistische Ideen“ unterstützen – ein beliebter Ausdruck in Russland, der für alles zutrifft, was dem Kreml nicht in seinem Machterhalt dient. Aber mit einem Schreiten zur Wahlurne könne man sich wieder reinwaschen, wird versprochen.

Vor einer geplanten Protestaktion bei der als Farce kritisierten russischen Präsidentenwahl haben kritisch eingestellte Menschen laut Medienberichten Warnungen auf ihre Handys geschickt bekommen. Das unabhängige Portal „Meduza“ veröffentlichte am Samstag Screenshots von Nachrichten, die demnach Leser aus Moskau geschickt bekamen. Darin heißt es: „Unabhängig davon, dass du Ideen extremistischer Organisationen unterstützt, freuen wir uns, dass du in Moskau wählen wirst.“

Dann folgt eine Aufforderung, „ruhig“ an der Wahl teilzunehmen – „ohne Warteschlangen und Provokationen“. Wer hinter den Nachrichten, die auf Telegram und Signal verschickt wurden, steckt und wie die Empfänger ausgewählt wurden, war zunächst nicht bekannt.

Frau nach Attacke mit Molotow-Cocktail in U-Haft
Nachdem am Freitag eine junge Frau in einem Wahllokal einen Molotow-Cocktail zur Explosion gebracht hatte, wurde nun bekannt, dass sie mittlerweile in U-Haft sitzt. Das explosive Gemisch hatte auch ein Wahlplakat in Flammen aufgehen lassen. Laut „Mash“ fertigte die Dame ein Video dazu an. Laut den Angaben ist sie geständig – ihr drohen nun bis zu fünf Jahre Haft, heißt es.

Neuer Farbangriff auf Wahlurne
In der russischen Stadt Jekaterinburg hat sich am Samstag wieder eine Attacke mit einer färbigen Flüssigkeit ereignet. Laut „Wetschernie wedomosti“ wurde in diesem Zusammenhang eine Frau festgenommen:

Große Proteste erwartet
Die Präsidentenwahl, die noch bis Sonntagabend dauert, gilt als völlig undemokratisch und dient mitten im Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, dem Machterhalt von Kremlchef Wladimir Putin.

(Bild: APA/AFP/NATALIA KOLESNIKOVA)

Russische Oppositionelle haben die Menschen deshalb zu einer Widerstandsaktion aufgerufen: Am Sonntag um exakt 12.00 Uhr sollen sie in ihren Wahllokalen erscheinen. An den langen Schlangen – so die Hoffnung – soll sich dann die Unzufriedenheit im Land ablesen lassen. Russische Behörden hingegen haben schon im Vorfeld gedroht, Teilnehmer strafrechtlich zu verfolgen und behauptet, die Aktion weise „Anzeichen extremistischer Aktivitäten“ auf.

Bereits am ersten Wahltag am Freitag waren in dem Riesenland mit seinen elf Zeitzonen vereinzelt Protestaktionen zu beobachten gewesen. In einigen Wahllokalen kippten Männer und Frauen Farbe in die Wahlurnen oder legten sogar kleinere Brände. Es kam zu mehreren Festnahmen.

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