„Renaissance im Norden. Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger“ heißt die gelungene Frühjahrsausstellung im Kunsthistorischen Museum. Sie zeigt, wie die deutschen Künstler der späten Gotik im reichen Augsburg von der Kunst des Südens beeinflusst wurden. Zu sehen von 19. März bis 30. Juni.
Zwei Vitrinen als Keimzellen zu Beginn: drinnen einmal ein Baumwollzweig samt Tuch, dann ein Brocken Silbererz. Beides ist der Kraftstoff für die künstlerische Explosion, die den Besucher danach erwartet. Wenn die deutsche Gotik aus Augsburg aufbricht, Richtung Antike und Süden, um die „welsche“, die italienische Renaissance zu inhalieren und zu verarbeiten.
Die Porträts eines stolzen Bürgerpaars zeugen passend dazu vom großen Wohlstand in Augsburg um 1500, der die singuläre Kunstproduktion erst möglich machte. Auch Kaiser Maximilian I. (1459-1519) schätzte die Reichsstadt. Nicht nur wegen der Kunst. In Augsburg borgte er sich auch das Geld für seine Reichstage und Kriege. Von den erfolgreichen Kaufleuten, allen voran den Fuggern. Die stiegen, aus dem Weberhandwerk (Baumwolle) kommend, zum dominanten Handelsgeschlecht auf. Besonders unter Jakob Fugger (1459-1525), der dank Montangewerbe (Silbererz) und Geldgeschäften steinreich wurde.
Als Mittler in diesem nördlich der Alpen singulären „Geflecht aus Kunst, Kommerz und Kaisertum“ fungierte Maximilians Berater Konrad Peutinger. Der Humanist und Gelehrte sammelte auch Antiken, die in der römischen Gründung Augsburg gefunden wurden.
Anhand der zentralen Künstler taucht man im Kunsthistorischen Museum in die Epoche zwischen Mittelalter und Neuzeit ein: Mit den Augsburgern Hans Holbein d. Ä. (um 1464-1524) und Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531) sowie Albrecht Dürer (1471-1528) aus Nürnberg, der jedoch wichtige Spuren in der Reichsstadt hinterlassen hat.
Alle drei haben Jakob Fugger porträtiert. Auch davon gibt die Ausstellung Zeugnis, die den sehr verschieden die Renaissance rezipierenden Meistern vielfältig, spannend auf die Spur geht. Holbein etwa schielt in seinen religiösen Motiven noch in die Niederlande, kommt erst in der Naturbeobachtung der Physiognomien seiner Porträts der Renaissance nahe, erklärt Guido Messling. Er hat die Wiener Ausgabe der Koproduktion mit dem Frankfurter Städel Museum kuratiert.
Als spannendste Figur entpuppt sich Burgkmair, etwa wenn er nach einer italienischen Plakette seine Madonna mit Kind zeichnet und aufs Gemälde überträgt. 1520 trägt man in seiner „Mystischen Vermählung der hl. Katharina“italienische Farbigkeit und Eleganz, während dahinter noch der „deutsche“ Rosenhag blüht. In prächtiger antiker Architektur erzählt er seine „Geschichte der Esther“. Hat er sich das schummrige Sfumato seiner „Heiligen Familie“ von Leonardos „Abendmahl“ abgeschaut? Es gibt keine Beweise, aber Burgkmair dürfte wohl in Italien gewesen sein, so Messing.
Dürer war dort. Das zeigt sein für Venedig gemaltes „Rosenkranzfest“ in der Wiener Kopie. Es hängt gegenüber seinem Maximilian und Epitaph-Entwürfen für die Grabkapelle der Fugger. In deren Architektur vermählt sich Renaissance wie aus Venedig dann mit einem gotischen Netzgewölbe à la Augsburg.
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