Zudem sind weit weniger Leute als noch vor kurzem auf den schmalen Straßen anzutreffen – dafür umso mehr Bagger, Lastwagen und Traktoren, die sieben zerstörte Brücken wieder aufbauen, Straßen erneuern und das Gelände eben machen.
Die Menschen haben ihre Zuversicht zurückgewonnen, obwohl viele ihr gesamtes Hab und Gut am frühen Morgen des 21. Juli verloren haben: "Unser Garten ist der einzige, der in der Siedlung mit insgesamt 17 Häusern heil geblieben ist", erzählt Annemarie Raffel, die mit ihrem Mann Johann seit 51 Jahren in St. Lorenzen lebt. "Bis dato hat’s so etwas Schlimmes nicht einmal annähernd gegeben", fügt Johann hinzu. Im Keller ihres Häuschens befanden sich vor dem Unglück alle Gerätschaften – jetzt hoffen sie, wenigstens ein paar davon retten zu können. "Geräte, die einen Benzinmotor haben, lassen sich reparieren. Unser Nachbar oben ist eh Mechaniker, der macht sie wieder fit."
Freiwillige und Feuerwehren "leisten unglaubliche Arbeit"
Ein Stückerl weiter lebt der Dorfwirt Rüdiger Schasching mit seiner Familie: "Der Schaden bei uns beträgt etwa 200.000 Euro. Vom Keller bis hinauf zu den Gasträumen ist alles kaputt. Die Versicherungssumme ist im Vergleich dazu gar nichts, wir können nur auf Geld aus dem Katastrophenfonds hoffen." Eines will Schasching noch unbedingt loswerden: "Ohne die Hilfe des Bundesheeres, der Freiwilligen und der Feuerwehren wäre es noch viel schlimmer. Die leisten unglaubliche Arbeit!"
Einer der Angesprochenen ist Stefan Schröck, der einzige Berufsfeuerwehrler im ganzen Bezirk Liezen. "Ich bin seit dem 21. Juni im Dauereinsatz. Da hat es das erste schwere Unwetter gegeben und Keller standen unter Wasser. Seither kommt das Paltental nicht mehr zur Ruhe – St. Lorenzen war aber der negative Höhepunkt."
"Das gesamte Haus ist mehr oder weniger zerstört"
Schröck erlebt viele Schicksale hautnah, etwa jenes von Maria Neubauer. Ihr Haus wurde von der Mure erfasst, ja regelrecht überrollt – im Erdgeschoss blieb kein einziger Raum verschont. Wohnen ist hier unmöglich. "Das gesamte Haus ist mehr oder weniger zerstört. Im Vorraum lag ein riesiger Baumstamm, der durch das Fenster reinkam. Man steht nur fassungslos da und denkt sich: Gott sei Dank war niemand im Haus, als es passierte." Auch bei Neubauer wird die Versicherungssumme den Schaden nicht decken.
Ein paar Häuser weiter treffen wir auf Ernst Peer und seine Lebensgefährtin Elisabeth. Auch sie arbeiten tagtäglich am zerstörten Haus seiner Eltern. "Sie leben im Pflegeheim, also räumen wir ein bisserl auf, dass es wieder halbwegs normal ausschaut."
Halbwegs normal – das ist schon viel wert in St. Lorenzen dieser Tage.
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