Ortschefin im Gespräch

„Wir diskutieren alles aus, dann geht es zum Wirt“

Salzburg
18.03.2024 06:00

In Straßwalchen erlebte Tanja Kreer eine fulminante Wiederwahl und errang eine SPÖ-Mehrheit. Wie wichtig das auch für sie selbst ist und was ihr Erfolgsrezept ist, verriet die Ortschefin der „Krone“.

Sie fuhr den wohl bedeutendsten Wahlerfolg unter den SPÖ-Bürgermeistern in Salzburg ein. Tanja Kreer (43) wurde mit 79 Prozent (plus 40 Prozentpunkte) als Ortschefin von Straßwalchen bestätigt. Die bürgerlich-schwarz dominierte Gemeindevertretung drehte am 10. März außerdem auf „rot“. Im Interview erzählt Kreer, wie ihr Team arbeitet, warum sie immer „eine Nacht drüberschläft“ und wie ihr Mann und sie die Kinderbetreuung aufteilen.

„Krone“: Gratulation zur Wiederwahl, Frau Kreer. Haben Sie den Wahlabend gut verdaut?
Tanja Kreer: Danke. Am Morgen nach der Wahlfeier ging ich mit meinem Mann gleich auf den Schober. Ich brauchte frische Luft, das ist alles sehr aufregend. Mit so vielen Mandaten hätten wir nicht gerechnet. Ich freue mich wahnsinnig, dass ich die Arbeit weiterführen und mit allen weiter zusammenarbeiten kann.

Am Wahlabend feierte Tanja Kreer groß mit ihrem Team und ihrer Familie. (Bild: Scharinger Daniel)
Am Wahlabend feierte Tanja Kreer groß mit ihrem Team und ihrer Familie.

Was haben Sie und Ihre Partei in den vergangenen fünf Jahren richtig gemacht?
Die Leute haben gesehen, ich bin mit Leib und Seele Bürgermeisterin. Ich will positiv arbeiten und nicht streiten. Wir diskutieren Dinge aus und gehen dann gemeinsam ins Wirtshaus. Wir sind ein sehr geschlossenes Team und haben gute Arbeit geleistet. Gemeinderat Sebastian Leitl hat den Kulturverein auf die Beine gestellt und war im Sport sehr aktiv. Unter Clemens Hofbauers Vorsitz fanden im Sozialausschuss viele soziale Angelegenheiten Gehör.

Zwischenmenschliche Dinge wurden vertraulich behandelt. Wir versuchten, Lösungen zu finden. Die Leute haben auch gesehen, wie präsent wir auf Veranstaltungen waren. Unsere Projekte haben sich positiv entwickelt, von der Aufstockung der Volksschule über andere Projekte bis zur Sanierung des Seniorenwohnhauses. Alles hielt budgetär, das ist eine Besonderheit.

Was war der größte Rückschlag in dieser Amtsperiode?
Sehr nahe ging mir die Coronazeit. Erfahrene Amtskollegen konnten auch nicht weiterhelfen. Entscheidungen mussten binnen Stunden getroffen werden. Da habe ich mit mir gekämpft, ob ich alles richtig mache.

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In der Coronazeit mussten Entscheidungen binnen Stunden getroffen werden. Da habe ich mit mir gekämpft, ob ich alles richtig mache.

Tanja Kreer über die harten Seiten der Politik während der vergangenen fünf Jahre

Ihre Tochter ist acht, Ihr Sohn 13 Jahre alt. Wie unterstützt Ihr Mann Sie?
Würden Sie das auch einen Bürgermeister fragen? Am Wochenanfang besprechen wir, wer wann Abendtermine hat und wer wann für unsere Kinder da ist.

An wie vielen Abenden sind Sie im Einsatz?
An vier bis fünf Abenden bin ich unterwegs. Die Kinder freuen sich, wenn ich sage, ich habe heute keinen Abendtermin. Positiv ist meine freie Zeiteinteilung. So kann ich unserer Tochter bei Hausaufgaben helfen oder einen Arztbesuch übernehmen. Wenn mein Mann nicht tausendprozentig hinter mir stehen würde, könnte ich den Job nicht machen. In der Gemeinde muss ich viele Probleme lösen. Daheim muss ich in einen sicheren Hafen einlaufen können, ohne Streit. Männer erleben das auch, reden aber nicht darüber.

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In der Gemeinde muss ich Probleme lösen. Daheim muss ich in einen sicheren Hafen einlaufen können. Männer erleben das auch, reden aber nicht darüber.

Tanja Kreer über Arbeit, Familie und den Ausgleich, den sie bei ihrem Mann findet

Machen Frauen anders Politik als Männer?
Vielleicht denkt eine Frau dreimal nach. Ich sage sehr oft: „Ich entscheide nicht jetzt. Gebt mir die berühmte Nacht zum Drüberschlafen.“ Wir Frauen haben außerdem bei der Kinderbetreuung in der Gemeinde einen anderen Zugang, weil wir mehr betroffen sind als Männer.

Welches Vorhaben steht in der neuen Amtsperiode ganz oben?
Ganz wichtig für Straßwalchen ist ein neues, barrierefreies Gemeindeamt. Das ist zwar finanziell schwierig, aber wir brauchen es unbedingt.

Was würden Sie rückblickend anders machen?
Seit fünf Jahren habe ich eine Sieben-Tage-Woche, weil ich unglaublich viel Zeit bei Vereinen und Organisationen verbracht habe. Um mich zu stärken und zukunftsfit zu bleiben, muss ich meine Familie wieder stark in den Fokus stellen und auf mich schauen. Das gute Wahlergebnis macht es mir jetzt leichter, weil wir einen Vizebürgermeister gewonnen haben und mehr Mandatare sind.

Danke für das Gespräch.

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