Sendung abgebrochen
Russischer Experte plaudert Putin-Plan im TV aus
In einem Talk im russischen Staatsfernsehen hat einer der Experten ungewohnt unverblümt über die Pläne von Kremlchef Wladimir Putin gesprochen. Der Politikwissenschaftler Aleksandr Sytin betonte darin, dass es „niemandem um die Ukraine“ gehe. „Russland führt einen bestimmten expansiven Kurs durch“, führte er aus. Der Moderator brach daraufhin die Sendung ab.
Russland rechtfertigt seinen Invasionskrieg in der Ukraine unter anderem damit, die russischstämmige Bevölkerung müsste vor dem „brutalen ukrainischen Nazi-Regime“ geschützt werden. Doch diese Darstellung war Sytin offenbar entfallen. Als es um Moskaus Kriegspläne ging, erklärte der Propagandist, was die Aufgabe der „militärischen Spezialoperation“ wirklich sei: „Wir reden immer über die Ukraine. Tatsächlich aber geht es niemandem um die Ukraine.“
Experte: „Expansiver Kurs“ Russlands sei „Fakt“
„Russland führt einen bestimmten expansiven Kurs durch. Das ist Fakt“, so der Politikwissenschaftler. „Und das übrigens nicht nur in der Ukraine“, erklärte Sytin weiter. „Diesen Expansionskurs wollen die Länder der NATO und der EU beenden. Wie sie das tun, …“ – an diesem Punkt griff der Moderator ein. Das stimme so nicht, „weil das keine Expansion ist, sondern die Verteidigung der nationalen Interessen und der Sicherheit“, wiederholte der Talkshowmaster das Narrativ, das auch der Kreml gerne hört.
Moderator schickt Sendung in die Pause
Antworten durfte Sytin darauf jedoch nicht mehr. „Wir müssen unterbrechen. Wir sind nach einer Pause wieder da. Kurze Unterbrechung …“, zog der Moderator schließlich die Reißleine.
Bei der Präsidentenwahl am Wochenende erreichte Putin angeblich rund 88 Prozent der Stimmen – dass das Ergebnis auf faire Art zustande kam, daran glaubt jedoch kaum jemand. Er steht damit vor einer weiteren sechsjährigen Amtszeit. In den 25 Jahren, in denen er an der Spitze des Regimes steht, führt er den Staat immer autokratischer. Zahlreiche Kritiker Putins sind unter rätselhaften Umständen gestorben oder wurden verhaftet.
Rekordergebnis und -beteiligung bei Wahl
Das Ergebnis ist das beste, das Putin in seiner Karriere jemals erreichte. Auch die Wahlbeteiligung stellt mit mehr als 74 Prozent einen Rekord dar. Putin ließ sich von den Manipulationsvorwürfen nicht beirren und erklärte, das Wahlergebnis zeige das „Vertrauen“ der Bevölkerung. Nach seiner Wiederwahl schloss Russlands Machthaber einen umfassenden Konflikt mit der NATO nicht aus – das könne wiederum zu einem „dritten Weltkrieg“ führen.
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