Wohnen ist teurer geworden – ganz besonders aber für jene, die in Städten leben, während es am Land deutlich günstiger geblieben ist. „Nur“ etwa 4% der Bevölkerung muss dort einen hohen Anteil ihres Geldes fürs Wohnen ausgeben, in der Stadt sind es fast 13%. Diese Differenz ist bei uns besonders hoch.
Als Grenze gilt, dass die gesamten Wohnkosten zumindestens 40% des verfügbaren Haushaltseinkommens ausmachen. Laut EU-Statistik von 2022 mussten demnach am Land 4,2% der Bevölkerung so viel für Wohnung oder Haus zahlen und gelten dadurch als „überlastet“. Bei Österreichern, die in unseren Städten leben, ist diese Quote hingegen gleich dreimal so hoch. Von ihnen müssen gleich 12,6% derart viel aufwenden. Dieser Unterschied je nach Größe des Wohnortes ist bei uns in europäischen Vergleich besonders hoch. In Deutschland etwa sind die Wohnkosten generell höher, die Stadt-Land-Differenz beträgt aber nur rund 30%. Selbst in Dänemark, wo gleich 22,5% der Städter durch Wohnkosten als überlastet gewertet werden, lebt man in den kleineren Ortschaften nur etwa um die Hälfte billiger (siehe Grafik). Im EU-Schnitt geben die Haushalte, unabhängig von Wohnort, laut Eurostat übrigens 18,7% des Einkommens für ihre Unterkunft aus.
Starker Zuzug in die Städte heizt Nachfrage nach Wohnungen an
Warum Städter bei uns soviel teurer leben als Menschen am Land, erklärt Ökonom Jan Kluge von Agenda Austria: „Wir haben einen besonders starken Zuzug in die Städte, auch durch die Migration. Dadurch ist die Nachfrage nach Wohnraum dort anhaltend hoch. Das heißt, wenn Politiker die Wohnkosten in der Stadt künstlich drücken wollen, heizt das den Anreiz nur noch mehr an. Das wäre auch ökologisch nicht sinnvoll.“ An sich würde ein verstärkter kommunaler Wohnbau helfen, doch der hält mengenmäßig nicht, was versprochen wurde, so Kluge, „außerdem wäre das bei der großen Zuwanderung ohnehin nicht ausreichend.“
Um den Anteil des Wohnens am Haushaltsbudget verträglicher zu machen, müsste man daher ganz anders ansetzen, meint der Wirtschaftswissenschafter. „Wenn der Staat etwas tun will, dann muss er am Nenner der Rechung ansetzen, also die Einkommen erhöhen, indem er mehr netto vom brutto lässt.“ Konkret heißt das also weitere Senkungen der Lohnsteuer im Ausmaß der Wohnkosten-Steigerung. Das würde nicht einmal sehr viel ausmachen, rechnet Kluge. Europaweit etwa sei der Anteil des Wohnens an den Haushaltseinkommen laut Eurostat im Durchschnitt nur um knapp einen Prozentpunkt höher geworden als vor Corona.
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