Sowohl in der russischen Botschaft in Wien als auch im Generalkonsulat in Salzburg haben Auslandsrussen am Sonntag mehrheitlich NICHT für Amtsinhaber Wladimir Putin gestimmt. Der bedingt liberale Kandidat Wladislaw Dawankow kam in der Bundeshauptstadt auf 43,5 Prozent und in Salzburg sogar auf 52,68 Prozent. Bei den Wahlen 2018 hatte Putin in beiden Städten die absolute Mehrheit erzielt.
Anders als Wien, wo sich trotz langer Schlangen die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2018 kaum verändert hatte, hatten in Salzburg fünfmal mehr Personen gewählt, darunter auch zahlreiche in Deutschland lebenden Russen.
Laut Angaben der Zentralen Wahlkommission sind am Sonntag 1437 Wahlkarten im Generalkonsulat in Salzburg ausgegeben worden: 52,68 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für den bedingt liberalen Präsidentschaftskandidaten Dawankow, 22,82 Prozent wählten ungültig, 21,09 Prozent für Putin. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen 2018 hatten im Generalkonsulat an der Salzach lediglich 237 Personen gewählt. Die drastische Zunahme dürfte insbesondere auch mit Russen aus Deutschland zu tun haben, die nach der Schließung des russischen Generalkonsulats in München ins benachbarte Österreich auswichen.
Das offizielle Salzburger Ergebnis für Dawankow deckte sich dabei fast exakt mit den Resultaten eines Exit Polls von „unabhängigen Aktivisten“, die am Sonntag vor den russischen Wahllokalen auch in Wien und Salzburg Befragungen durchgeführt hatten. Für den Kandidaten Putin hatte die Initiative „Vote Abroad“ in Salzburg freilich niedrigere Zahlen genannt, die Rede war von acht Prozent.
Proteste im Rahmen der Wahl
Die Wahlbeteiligung in der Botschaft in Wien war indes konstant geblieben: 2018 hatten 2250 Personen abgestimmt, am Sonntag waren es 2278. Dabei hatte in Wien ein großer Ansturm vor allem nach 12.00 Uhr – Anhänger von Alexej Nawalny hatten zur Protestaktion „Zu Mittag gegen Putin“ aufgerufen – zunächst eine höhere Wahlbeteiligung suggeriert: In Österreich lebende Russen konnten sich nicht erinnern, dass es vor diesem Wahlsonntag bei Urnengängen zu Schlangen von mehreren Hundert Metern Länge vor der russischen Botschaft gekommen wäre.
Anstellzeiten von teils mehr als fünf Stunden wurden von Beobachtern Sonntagabend mit einem deutlich langsameren Prozedere in Verbindung gebracht: Insbesondere die Sicherheitschecks und die obligatorische Abgabe von Mobiltelefonen im Eingangsbereich kostete Zeit. Eine größere Anzahl an Personen dürfte sich zudem angestellt haben, um Zeit mit Freunden zu verbringen, fand letztlich jedoch nicht den Weg in das Wahllokal.
Auslandsrussen haben sich „von ihrer Heimat abgewandt“
Am Ende erhielt Putin in Wien lediglich 33,98 Prozent der Stimmen, während Dawakow auf 43,5 Prozent kam. Der Kreml wies unterdessen am Montag Kritik russischer Oppositioneller – insbesondere im Ausland bzw. Exil – zurück, die fordern, die Präsidentschaftswahl nicht anzuerkennen. „Es gibt viele Menschen, die sich völlig von ihrer Heimat abgewandt haben“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau laut der Nachrichtenagentur Reuters. Diese Menschen „verlieren ihre Wurzeln, ihre Verbindung mit ihrer Heimat. Sie verlieren das Verständnis für ihre Heimat und hören auf, den Puls ihres Landes zu spüren.“
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