Industrie-Revolution?

„Künstliche Intelligenz ist Technologie wie Strom“

Oberösterreich
18.03.2024 15:12

Die Elektrifizierung hat die Industrie ebenso revolutioniert wie später der Einsatz von Computern. Die Künstliche Intelligenz (KI) hat laut Forschern ein ähnlich wegweisendes Potenzial – und OÖ will hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Ein Forschungsprojekt soll nun die KI in die Unternehmen bringen.

KI-Systeme wie ChatGPT greifen auf unüberschaubar große Datenmengen auf leistungsstarken Servern zu. Auch KI-Anwendungen in der Industrie basieren auf riesigen, zentralisierten Trainingsdatensätzen und benötigen viel Rechenleistung und Energie. Das verursacht laut Forschern massive Treibhausemissionen und habe daher eine erhebliche Auswirkung auf die Umwelt.

Großer CO2-Abdruck
Uni-Professor Alois Ferscha, Leiter des Instituts für Pervasive Computing an der Johannes Kepler Uni (JKU) in Linz, veranschaulicht: 20.000 Anfragen an Anwendungen wie ChatGPT würden den gleichen CO2-Abdruck verursachen wie eine Autofahrt von Wien nach Linz.

Ressourcenschonender Einsatz in der Industrie
Da KI aber gekommen ist, um zu bleiben, haben sich Ferscha und sein Professorenkollege an der JKU, KI-Pionier Sepp Hochreiter, vorgenommen, die Technologie effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Gemeinsam mit dem landeseigenen Forschungszentrum Pro2Future wurde dazu das Projekt „Streaming AI“ (Artificial Intelligence) ins Leben gerufen. Es soll den Einsatz von KI in der Industrie ressourcenschonender machen, hieß es bei der Projektpräsentation am Montag.

Zitat Icon

Bisher ist die Künstliche Intelligenz sehr daten- und ressourcenintensiv. Wir glauben, dass wir eine vernetzt lernende, ressourcenschonende KI brauchen, die am Gerät läuft.

Alois Ferscha, Leiter Institut für Pervasive Computing an der JKU

Wie beim Sprechenlernen
Anstatt einer an extrem großen Datenmengen lernenden KI sollen KI-Modelle künftig direkt auf Geräten und Systemen im industriellen Alltag zum Einsatz kommen. In den Geräten eingebettet, wird die KI im realen Betrieb trainiert. Es sei wie beim Sprechenlernen, veranschaulicht Ferscha: Ein Kleinkind bekomme ja auch nicht den gesamten Wortschatz einer Sprache vorgesetzt, um daraus zu lernen, sondern entwickle basierend auf Erfahrungen sein eigenes Sprachsystem.   

Vorzeigeunternehmen als Partner 
„Es ist ja ein Blödsinn, riesige Datenmengen hin und her zu schaufeln“, präzisiert Hochreiter. Stattdessen sollen die wesentlichen Daten an den Endgeräten verarbeitet werden – wie etwa beim Technologieunternehmen Fronius aus Thalheim, einer der Partner von „Streaming AI“. Im Rahmen des Projekts soll dort unter anderem ein System entwickelt werden, das fehlerbehaftete Schweißverbindungen mithilfe einer Daten-Analyse automatisiert erkennt. Im Bereich Solarenergie arbeitet Fronius an einer automatisierten Software-Fehlererkennung an Wechselrichtern.

Angst vor KI brauche man nicht zu haben, meint Hochreiter: „Es ist eine Technologie wie Strom oder Computer.“ Christian Wassermayr von Fronius bestätigt: „KI wird bei uns schon lange verwendet. Sie hat keine Arbeitsplätze vernichtet, sondern welche geschaffen.“

Das Land OÖ finanziert das Projekt mit 750.000 Euro. KI sei ein „Wachstumsmotor“ und fördere die Wettbewerbsfähigkeit, sagt Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP): „Es ist nicht eine Frage ob, sondern wie wir sie nützen.“

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