Das Megaprojekt Kaunertal ist „ein Planungsfossil, mit dem die Tiwag das unberührte Platzertal samt seiner Moor- und Feuchtgebiete sinnlos für immer zerstören würde. Doch es gibt Alternativen“, zeigt der WWF in der Kraftwerksdebatte nun auf.
Seit 15 Jahren laufe nun schon das UVP-Verfahren für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. „Eine der längsten Umweltprüfungen, die Österreich je hatte“, betont WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek. 400 Verbesserungsaufträge seien erteilt worden, „doch das Projekt ist nicht adaptierbar. Es sind einfach veraltete Pläne“.
Verschiedene Arten von Speichern
Dass es zusätzliche Möglichkeiten für Regelenergie bzw. zur Spitzenstromerzeugung geben muss, um die Schwankungen aus Sonnenstrom und Windkraft auszugleichen, wird auch vom WWF nicht bestritten. Doch es gebe auch andere Möglichkeit zur Stabilisierung der Netze bzw. zur Speicherung von überschüssigem Strom: „Ein weit verzweigter Netzausbau, Lastmanagement und Batteriespeicher“ nennt Energieexperte Jürgen Neubarth (e3 consult GmbH) dazu Beispiele.
Speicher zwei Täler weiter verlegen
In einer vom WWF beauftragten Studie kommt er zum Schluss, dass ein weiterer Ausbau der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz das Kaunertal-Projekt überflüssig machen könnte – durch eine Verlegung der Pumpspeicherkapazitäten zwei Täler weiter.
Die Tiwag könnte grundsätzlich weitere Pumpspeicherkraftwerke zwischen den bestehenden Speicherseen Finstertal, Längental und dem in Bau befindlichen Speicher Kühtai errichten. So könnte man auf den geplanten Pumpspeicher im Platzertal verzichten.
Jürgen Neubarth, Studienautor und Energieexperte
Andere zeigen vor, wie es auch geht
Dass Kraftwerke an bestehenden Speicherseen gebaut werden, sei „gelebte Praxis“: Als Beispiele nannte Neubarth Kaprun, Obervermunt oder Lünersee: „Alle wurden bzw. werden ohne zusätzliche Naturzerstörung errichtet.“ Sellrain-Silz sei von der Leistung her klein in Relation zur Speichergröße, ein Ausbau in kurzer Zeit möglich. „Wir fordern die ernsthafte Prüfung dieser Variante. Die Zerstörung des Platzertals ist nicht alternativlos, wie oft behauptet wird! Wir fordern den zuständigen Tiwag-Vorstand Alexander Speckle auf, endlich Vernunft walten zu lassen und naturverträgliche Alternativen anzugehen.“
Die letzten unberührten Tiroler Hochtäler seien Naturschätze, „die der Bevölkerung gehören“.
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