Für die Zukunft der von René Benko gegründeten Signa-Gruppe war am Montag ein entscheidender Tag. Die über 400 Gläubiger der Luxus-Immobiliengesellschaft Signa Prime haben bei der Gläubigersammlung am Handelsgericht Wien über den Sanierungsplan abgestimmt – die Mehrheit votierte für eine Treuhandlösung. Wolfgang Peschorn, Vertreter der Republik Österreich in dieser Sache, hatte diesen Plan im Vorfeld scharf kritisiert und angekündigt, dagegen zu stimmen. Am späten Nachmittag wurde auch für die ebenfalls marode Signa Development die Treuhandlösung angenommen.
Im Sanierungsverfahren der Signa Prime Selection AG haben zur Sanierungsplantagsatzung bis dato 475 Gläubiger in Summe rund EUR 12,8 Milliarden angemeldet, davon EUR 6,2 Milliarden bedingt. Derzeit sind rund EUR 5,9 Milliarden anerkannt.
Gläubiger wollen Treuhandsanierung
Wie die „Krone“ am Montag erfuhr, wurden die Treuhandsanierungspläne sowohl für Signa Prime als auch für Signal Development mehrheitlich angenommen. Laut den Sanierungsplanvorschlägen sollen die Gläubiger mindestens 30 Prozent ihrer anerkannten Forderungen binnen zwei Jahren erhalten und das gesamte verwertbare Vermögen soll zur Verwertung beziehungsweise der Befriedigung der Gläubiger an einen Treuhänder, im Fall der Signa Prime Rechtsanwalt Norbert Abel, übergeben werden. Für die Signa Development Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer als Treuhänder sämtliche Vermögenswerte.
Die angebotenen Treuhandsanierungspläne sollen aus Sicht der Insolvenzverwalter zu einer deutlich höheren Quotenerwartung als im Vergleich zum Zerschlagungsszenario und daher empfahlen sie im Vorfeld den Gläubigern die Annahme der Pläne.
Scharfe Kritik von Peschorn
Wolfgang Peschorn, der als Präsident der Finanzprokuratur die Interessen der Republik Österreich bei der Gläubigersitzung vertritt, hatte vor der Abstimmung klargestellt: Er werde den Sanierungsplänen nicht zustimmen. Bei den vorgelegten Sanierungsplänen geht es darum, mit einem Verkauf der Immobilien im Rahmen eines Treuhandmodells höhere Erlöse zu erzielen als im Konkursfall. Die für einen langsamen Verkauf notwendige Liquidität „ist derzeit nicht in Sicht“, sagte Peschorn gegenüber der „Krone“. Auch bei Annahme des Sanierungsplans müsste man mit Druck verkaufen. „Nur über den Verkauf kann sich das Unternehmen über Wasser halten in den nächsten Wochen.“
Nach Peschorns Ansicht ist es aber „überhaupt nicht gesichert, dass es diese 30-prozentige Quote bei Annahme des Sanierungsplans gibt“. Die Quote werde lediglich in Aussicht gestellt und könnte nur unter sehr optimistischen Annahmen vielleicht erreicht werden.
„Konkurs würde Klarheit bringen“
Peschorn kritisierte gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“ neuerlich die Intransparenz der Signa-Firmengruppe. Ein Konkurs würde „auf alle Fälle“ mehr Klarheit bringen. Es könnte etwa Geld aus den Unternehmen herausgenommen und dann wieder in neue Projekte investiert worden sein, vermutet er. Es könnte jetzt also ein Investor auftreten, „der mit dem Geld, das ehemals einmal in den Unternehmungen war, nun als Gläubiger auftritt“.
Peschorn hält strafrechtliche Ermittlungen für möglich. „Und ich hoffe auch darauf, dass die Strafbehörden hier alsbald zielgerichtete Ermittlungen aufnehmen.“ Auch in diesem Fall wäre ein Konkursverfahren „zweifellos von Vorteil für die Strafverfolgungsbehörden, weil ein Masseverwalter hier sehr gut mit diesen Zusammenarbeiten kann“.
100-Millionen-Kredit von Kühne?
Vor Beginn der Verhandlung hatten noch die Berichte mehrerer deutscher Medien für Aufsehen, gesorgt, wonach der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne der insolventen Signa Prime einem Insider zufolge mit einem Notkredit unter die Arme helfen könnte. Es gebe Gespräche über ein Darlehen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Montag zur Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg über einen solchen Notkredit berichtet.
Kühne und einige Banken könnten insgesamt einen Kredit von mehr als 100 Millionen Euro bereitstellen, hieß es in dem Bloomberg-Bericht unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Geld würde Liquidität zur Deckung von Rechnungen und zur Fortsetzung der Bauarbeiten bereitstellen, sagten die Insider.
Größte Insolvenz der heimischen Wirtschaftsgeschichte
Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Zum Portfolio der Signa Prime gehören beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und der auf 100 von 245 Meter Bauhöhe derzeit gestoppte Elbtower in Hamburg und viele weitere Immobilien, etwa das Goldene Quartier und das Hotel Park Hyatt in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Signa Development entwickelt Immobilienprojekte außerhalb der Bestlagen in Österreich und Deutschland sowie in Südtirol.
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