Wenig Kaffee, kein rohes Fleisch, kein Tabak: Manche Ernährungstipps scheinen klar, wenn Frau ein Baby erwartet. Doch worauf Schwangere und speziell Schwangerschaftsdiabetikerinnen beim Essen noch achten sollten und wie sinnvoll Nahrungsergänzungsmittel sind, haben wir zwei Expertinnen gefragt.
„Du bist schwanger! Da musst du ja für zwei essen!“ Welche (werdende) Mama hat diesen Spruch in ihrer Kugelzeit nicht mindestens einmal gehört? Dabei ist dieser weit verbreitete – und dennoch oft gut gemeinte – Mythos komplett falsch. „Schwangere sollten gezielter und angepasster essen“, weiß die Linzer Frauenärztin Lucia Borgmann. Sie empfiehlt eine ausgewogene Ernährung, bei dem das „zu viel“ weggelassen und das „zu wenig“ ergänzt werden soll.
Einige Lebens- und Genussmittel sind tabu
Strikt einhalten sollten Schwangere gewisse Verbote: So sollte auf Rohmilchprodukte (aus nicht pasteurisierter Milch) wegen der Listerien-Gefahr verzichtet werden. Rohes Fleisch, ungewaschenes Gemüse oder Salate aus dem Garten (Gefahr der Verunreinigung durch Katzenkot) sind auch tabu. Auch bei Kaffee und koffeinhaltigem Tee sollte man sich einschränken, Alkohol, Drogen und Nikotin sind verboten. „Letzterer Hinweis wird unter dem Motto ,Das weiß doch jeder’ oft bagatellisiert“, warnt die Ärztin.
Erst nach und nach mehr Kalorien zuführen
Diätologin Lisa Prielinger aus Vorchdorf erklärt, dass sich der Energiebedarf in der Schwangerschaft schrittweise erhöht: So gäbe es im ersten Trimester (bis zur 12. Woche) noch keinen Mehrbedarf, im zweiten Schwangerschaftsdrittel steigt der Bedarf durchschnittlich um 250 kcal an, im letzten Drittel noch einmal um 250 kcal. „Das entspricht etwa einem Vollkornweckerl mit Käse und Tomatenscheiben oder einem Naturjoghurt mit Obst und Müsli“, erklärt Prielinger.
Folsäure und Eisen sind ergänzend wichtig
Wichtig sei auch, sich über Nahrungsergänzungsmittel Gedanken zu machen. Zusätzlich einnehmen sollten Schwangere Folsäure – und das am besten schon drei Monate bevor die Schwangerschaft eintritt. Die meisten werdenden Mütter müssen auch Eisen zuführen (das ordnet nach Bluttests der Frauenarzt an). Borgmann empfiehlt zusätzlich die Einnahme von Vitamin D in der dunklen Jahreszeit sowie Omega 3-Fettsäuren. In Apotheken und Drogeriemärkten werden viele Nahrungsergänzungsprodukte für Schwangere angeboten. Die Frauenärztin rät aber, „alles mit Maß und Ziel einzunehmen“.
In Apotheken und Drogeriemärkten werden reichlich Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere angeboten. Nicht immer sind die Teuersten auch die Besten.
Dr. Lucia Borgmann, Frauenärztin aus Linz
Bild: Reinhard Winkler
Was passiert bei Schwangerschaftsdiabetes?
Beim „Zuckertest“ in der Schwangerschaft erfahren viele Frauen, dass sie unter Schwangerschaftsdiabetes leiden. Eine genaue Überwachung des Blutzuckerspiegels mit angepasster Ernährung und Bewegung sowie bei Bedarf Insulin-Spritzen sind die Folge. Grundsätzlich gilt eine ausgewogene, bedarfsgerechte und zuckerarme Ernährung, wie für jede Schwangere. Es sollte frisch und saisonal gekocht, und vermehrt auf den Ballaststoffgehalt geachtet werden. Das komplette Meiden von Kohlenhydraten, also eine Low-Carb-Diät birgt für Mutter und Kind Risiken und sollte nicht durchgeführt werden.
Wovon sollen Mütter mehr essen?
Ab der 13. Schwangerschaftswoche sollen werdende Mütter grundsätzlich eine Portion Gemüse, ein Milchprodukt und eine Portion Getreide pro Tag mehr essen. Ab der 28. Schwangerschaftswoche kommt zusätzlich eine Portion hochwertiges Pflanzenöl dazu. Außerdem ist eine Flüssigkeitsversorgung mit mindestens 1,5 Liter pro Tag wichtig. Die empfohlene Gewichtszunahme im gesamten Schwangerschaftsverlauf beträgt zwölf bis maximal 20 Kilo. Ein paar Kilos mehr oder weniger spielen dabei aber keine große Rolle und die tatsächliche Zunahme und die Größe des Bauches sind sehr individuell. Bei einer Zunahme von über 20 Kilo steigen jedenfalls die Geburtsrisiken für Mutter und Kind.
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