Zurück im ÖFB-Team

Lainer: „Ich will mein Herz auf dem Platz lassen“

Fußball International
19.03.2024 15:05

Stefan Lainer kann wieder lachen. Der Rechtsverteidiger von Borussia Mönchengladbach genießt es, ein Dreivierteljahr nach seiner Diagnose Lymphknotenkrebs zurück im österreichischen Fußball-Nationalteam zu sein. Für eine EM-Teilnahme, seine zweite nach 2021, sieht sich der 31-jährige Salzburger bereit, sofern er gebraucht wird. „Ich bin unabhängig von der Krankheit fitnessmäßig auf einem sehr guten Level“, erklärte Lainer am Dienstag im ÖFB-Teamcamp in Marbella.

Er freue sich aktuell auf jede Trainingseinheit und auf jedes Kartenspiel mit seinen Kollegen. „Du schätzt das einfach ganz anders wieder. Es ist schon ein Traum, dass ich wieder dabei bin – und auch eine Bestätigung.“ Mittlerweile eineinhalb Jahre war Lainer nicht für das ÖFB-Team nominiert. Sein 38. und bisher letztes Länderspiel bestritt er im September 2022 gegen Kroatien (1:3). Schon vor der im Juli 2023 erhaltenen Krebsdiagnose sei die sportliche Situation keine einfache gewesen.

„Feuer frei“
Die Momente im Nationaldress seien etwas ganz Besonderes. „Ich will mein Herz auf dem Platz lassen für Österreich“, betonte Lainer. „Ich fühle mich gut, deswegen Feuer frei.“ Einen Platz im EM-Kader traut er sich zu. Die Testspiele am Samstag in der Slowakei und am Dienstag in Wien gegen die Türkei sind nicht unwesentlich. „Wenn ich Einsatzminuten bekomme, werde ich versuchen, dass ich mich zerreiße. Ich bin aber immer gut damit gefahren, nicht zu weit vorauszudenken, sondern Schritt für Schritt zu machen.“

„Die ersten Tage waren schwer“
Das galt auch für den Kampf gegen den Krebs, den er in weniger als vier Monaten gewonnen hatte. „Das war schon ein krasser Schicksalsschlag“, erinnerte sich der Familienvater an die unerwartete Diagnose. „Die ersten Tage waren schwer.“ Nach einigen Tagen habe er ein Gespräch mit seinem mittlerweile Vertrauensarzt gehabt, erste Tests und ein genauerf Behandlungsplan folgten. „Ich habe einen super Arzt, der einen genauen Plan gemacht hat, wie alles ablaufen soll. Das war recht überzeugend. Das hat mir als Mensch geholfen, und daran habe ich mich orientiert. So bin ich gut durch die schwere Zeit gekommen.“

Der Arzt habe ihm gesagt, dass er wieder gesund werde. „Das hat zum Glück sehr gut funktioniert.“ Die medikamentöse Behandlung zeigte Wirkung. „Ich habe schnell den Blick nach vorne gerichtet“, erklärte Lainer. Rückhalt habe er insbesondere von seiner Familie, seinen engsten Vertrauten und Freunden bekommen. Auch die gute Betreuung bei seinem Klub habe eine Rolle gespielt. „Das Training parallel war schon sehr wichtig, auch um in Schwung zu kommen für den Körper. Ich habe dann relativ schnell Fortschritte gemacht und wieder Anschluss gefunden an die Kollegen.“ Trainingsbetrieb statt Krankenhaus – ein wichtiger Balsam für die Seele.

„Eine EURO ist noch einmal etwas anderes“
Auch in Marbella war Lainer schon beim Auftakt mit Feuereifer dabei. „Stevie“ war immer schon ein Mentalitätsspieler. Seine Erfahrung auf und abseits des Fußballplatzes könnte dem ÖFB-Team auch Richtung EM helfen. „Es ist schon auch wichtig, dass man gewisse Spieler dabei hat, die schon erfahren sind, die eine Situation einschätzen können“, meinte der frühere Salzburg-Kicker. Etwa, wenn das letzte Vorbereitungsspiel (8. Juni in der Schweiz) danebengehen sollte. „Da darf man sich nicht runterziehen lassen. Eine EURO ist noch einmal was anderes.“

David Alaba (li.) und Marko Arnautovic fehlen dem ÖFB-Team. (Bild: GEPA )
David Alaba (li.) und Marko Arnautovic fehlen dem ÖFB-Team.

In all diesen Dingen versuche er sich einzubringen. Die Hierarchie im Nationalteam sieht er vergleichsweise flach. Aktuell herrsche trotz der Ausfälle von Kapitän David Alaba und Marko Arnautovic eine angenehme Atmosphäre. „Es tut der Mannschaft aber sehr gut, wenn die zwei dabei sind, weil sie irgendwie die Zugpferde sind.“ Bis Juni gilt es insbesondere für einen möglichen Alaba-Ausfall bei der EM vorzusorgen. Lainer: „Es ist normal, dass immer wieder wo jemand fehlen wird. Aber wichtig ist, dass bis dahin das Gerüst steht.“

Bei der 2021 traf Lainer gegen Nordmazedonien. (Bild: AFP)
Bei der 2021 traf Lainer gegen Nordmazedonien.

Die Rechtsverteidiger-Position bekleideten zuletzt meist Stefan Posch oder Phillipp Mwene, auch Nicolas Seiwald musste dort schon aushelfen. Lainer könnte seine Chance erhalten. Als einer der wenigen Österreicher hat er auch bereits ein EM-Tor erzielt – den Führungstreffer beim ersten EM-Sieg der ÖFB-Geschichte 2021 gegen Nordmazedonien (3:1). Die Auslosung für das Turnier in Deutschland mit den Gruppengegnern Frankreich und Niederlande sei keine einfache. „Aber ich bin schon zuversichtlich, dass wir da überraschen können“, sagte Lainer. „Wir wissen, was wir können. Wir können richtig unangenehm sein.“

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