Eine dünne Eisschicht behindert nach Angaben von Forschern zunehmend die Sicht des europäischen Weltraumteleskops „Euclid“. Bei Checks im Oktober sei erstmals aufgefallen, dass die Sicht des Observatoriums im All eingeschränkt sei, sagte am Dienstag Ralf Kohley, der zuständige Experte der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA.
Nach Datenanalysen sind die Wissenschaftler überzeugt, dass es sich um eine mikroskopisch dünne Eisschicht handelt. „Das ist ein großes Problem“, so Kohley. Man arbeitete daran, die Eisschicht zu bekämpfen.
Spiegel werden nun vorsichtig erwärmt
Dafür werden dem ESA-Experten zufolge derzeit zwei Spiegel des Teleskops vorsichtig erwärmt in der Hoffnung, dass dadurch die Eisschicht taut. Ob der Versuch erfolgreich ist, werden die Wissenschaftler voraussichtlich erst Mitte April wissen.
Sollte diese „minimalinvasive“ Methode nicht ausreichen, müsste die ESA das gesamte Weltraumteleskop aufheizen, um das Eis zu schmelzen. Da sich Materialien bei Erwärmung jedoch ausdehnen, müsste das Teleskop anschließend mühsam neu eingestellt werden, was viel Zeit in Anspruch nähme.
Teleskop sucht „dunkle Seite“ des Universums
„Euclid“ war im Juli vergangenen Jahres an Bord einer Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX ins All gestartet, um die beiden großen Unbekannten unseres Universums zu erforschen: die unsichtbare Dunkle Materie und die noch rätselhaftere Dunkle Energie.
Das zwei Tonnen schwere Teleskop war mehrere Wochen unterwegs, um sein Ziel in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde zu erreichen. Vom sogenannten Lagrange-Punkt 2 zwischen Erde und Sonne, an dem sich auch das „James Webb“-Teleskop befindet, soll „Euclid“ in den kommenden Jahren bis zu zwei Milliarden Galaxien vermessen.
Mission soll bis mindestens 2029 dauern
Ziel ist der „Euclid“-Mission ist die Erstellung der bis dato genauesten 3D-Himmelskarte. Dabei soll das Teleskop zehn Milliarden Jahre in die kosmische Vergangenheit zurückblicken, um die Entwicklung des Universums und seine dunklen Geheimnisse zu erforschen. Die 1,9 Milliarden Euro teure Mission soll bis mindestens 2029 dauern oder – wenn alles gut geht – auch noch länger.
Die von „Euclid“ gelieferten riesigen Datenmengen werden von rund 2600 Forschern des „Euclid“-Konsortiums ausgewertet, zu dem 17 Länder gehören. Anschließend werden sie der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.
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