Hubschrauber-Drama

Absturz vor 15 Jahren: „Plötzlich krachte es!“

Steiermark
22.03.2024 06:00

10. März 2009: Während am Deutschlandsberger Kirtag Tausende Menschen beim Kirtag feierten, stürzte nur wenige Meter entfernt ein Polizeihubschrauber ab. Zwei Insassen starben, einer überlebte schwer verletzt. Die Ersthelfer Kurt Moser und Helmut Neubauer denken an den Unglücks-Tag zurück. 

Zum 15. Mal jährte sich im März der furchtbare Hubschrauberabsturz von Deutschlandsberg. Ein Polizeihubschrauber machte sich auf, um nach einem Abgängigen zu suchen. Doch direkt über der Bezirkshauptstadt verlor das Fluggerät an Höhe und stürzte direkt neben einer Wohnsiedlung ab. Nur wenige Meter daneben, am Hauptplatz, strömten Tausende Menschen durch den Kirtag. Kurt Moser saß währenddessen in seiner Wohnung auf der Couch. „Ich dachte, was ist das für ein Lärm, da muss etwas passiert sein.“ Er ging zum Fenster und sah, wie der Hubschrauber in die Wiese neben seinem Wohnhaus stürzte. Voller Entsetzen, aber ohne zu zögern, stürmte er das Stiegenhaus hinunter Richtung Unfallort und begann, die Verunglückten aus dem Wrack herauszuziehen.

Der komplett zerstörte Hubschrauber (Bild: SUB)
Der komplett zerstörte Hubschrauber

Ähnliches erzählt Helmut Neubauer: „Ich war mit meiner Tochter am Kirtag und bin mit ihr zum Auto gegangen. Ich habe einen Hubschrauber gehört und dachte mir noch, das Geräusch klingt gar nicht gut.“ Dann sah er den Schatten des Geräts und wusste, jetzt kracht es gleich. Seiner Tochter und ihrer Schulfreundin rief der Feuerwehrmann zu, rasch den Notruf zu wählen. Währenddessen rannte er so schnell ihn die Beine trugen zum Unfallort und versuchte die drei Insassen zu bergen. Einen davon, so stellte er schockiert fest, kannte er – es war ein beliebter Mitarbeiter der ansässigen Polizei.

Kurt Moser und Helmut Neubauer bei der Gedenkstätte am Unfallort (Bild: Monika König-Krisper)
Kurt Moser und Helmut Neubauer bei der Gedenkstätte am Unfallort

Dass während dieser Aktion die ganze Zeit aufgrund des ausgetretenen Kerosins höchste Explosionsgefahr bestand war den Ersthelfern zwar bewusst. Aber: „In so einer Situation handelst du einfach“, sind sich beide einig. Was sie auch heute noch aufregt sind die Gedanken an die Schaulustigen, die sich rund um den Vorfallsort scharten. Einige waren kurz davor, sich entspannt eine Zigarette anzustecken. „Ein absoluter Wahnsinn, was wäre gewesen, wenn da alles hochgegangen wäre!“, denken Moser und Neubauer zurück. Gerade noch rechtzeitig verhinderten dies einschreitende Florianis. 

„Wurde etwas verheimlicht?“
Wie geht es den beiden mit dem damals Geschehenen? „Es ist passiert, das ist tragisch genug. Zwei Tote sind natürlich furchtbar. Aber man bedenke, was geschehen hätte können, wäre der Hubschrauber in die Kirtag-Menge abgestürzt“, sagt Kurt Moser. „Natürlich fragt man sich, wieso die Aufarbeitung so lange gedauert hat und wieso nicht alles geklärt werden konnte. Will man etwas verheimlichen? Vor allem für die Angehörigen muss das ganz schrecklich sein“, meint Helmut Neubauer. 

Abschlussbericht
Warum stürzte das Fluggerät ab?

Warum ist der Hubschrauber abgestürzt? Jahrelang beschäftigte diese Frage die Behörden. Kritik, die Ermittlungen würden absichtlich in die Länge gezogen, wurde laut. Kürzlich ist der Abschlussbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes erschienen, in dem der Absturz aufgearbeitet wurde. In dem wird beschrieben: Um die Mittagszeit startete der Pilot mit einem Besatzungsmitglied vom Flughafen Graz. Der Grund war ein Suchflug nach einem Vermissten. Wenige Minuten später landete der Pilot am Sportplatz Frauental, um einen ortskundigen Polizisten mitzunehmen. Nach dem Abheben bemerkte ein Besatzungsmitglied ein metallisches Geräusch und ein lautes akustisches Warnsignal. Dann verlor der Hubschrauber rasch an Höhe, touchierte ein Haus bei der Kamineinfassung und stürzte in steilem Winkel in eine Wiese.

Zeugen sprachen von knallartigen Geräuschen und dem Hubschrauber, der sich mehrmals um die eigene Hochachse drehte und schließlich im Boden einschlug.

(Bild: SUB)

Abschlussbericht zum Unfallhergang liegt vor
Erst jetzt, 15 Jahre später, hat die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes einen Abschlussbericht vorgelegt. Als Ursache des Absturzes wurde eine zu geringe Flughöhe festgestellt. Dadurch war die automatische Aktivierung der Rotation als Notmaßnahme unmöglich. Zur Erklärung: Eine Auto-Rotation verhindert, dass das Fluggerät im Falle eines Triebwerkausfalls ungebremst zu Boden kracht. Diese gelingt allerdings nur bei einer ausreichenden Flughöhe. 

Ein Auszug aus dem Untersuchungsbericht (Bild: SUB)
Ein Auszug aus dem Untersuchungsbericht

Der Bericht erklärt zwar einige Gründe für den Absturz, die Ursache konnte aber nicht restlos geklärt werden. Unklar ist etwa, wieso der Pilot einen Notlandeplatz wählte, der für ihn unter diesen Umständen ohnehin nicht erreichbar gewesen wäre. Auch, wieso das Triebwerk ausgefallen ist, konnte nicht mehr erhoben werden. Einige weitere Punkte bleiben ebenso offen. 

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