Umstrittene Vorschrift

Mount Everest: Tracking-Geräte werden zur Pflicht

Ausland
20.03.2024 13:57

Mit einer umstrittenen Vorschrift wollen die nepalesischen Behörden die Sicherheit am Mount Everest und Hunderten anderen Bergen erhöhen, für die eine Bergsteigergenehmigung erforderlich ist. In Zukunft sollen nämlich alle Tourteilnehmer Tracking-Geräte bei sich tragen.

Der Kaugummi-große Reflektor der schwedischen Firma Recco ist oft in Sportkleidung eingenäht, funktioniert ohne Batterie und kann ein Radarsignal eines Suchgeräts desselben Unternehmens zurücksenden und so eine Ortung ermöglichen – und damit eventuell auch eine Rettung von abgestürzten Bergsteigern.

Vorschrift nach besonders tödlicher Saison
In Kraft tritt die neue Regel ein Jahr nach einer besonders tödlichen Bergsteigersaison, bei der 18 Menschen am knapp 8850 Meter hohen Everest umkamen. Der Präsident des Bergsteigerverbands Nepal Mountaineering Association, Nima Nuru Sherpa, begrüßt die Maßnahme. Bereits jetzt verwendeten seine und mehrere andere Expeditionsorganisatoren Recco-Reflektoren, Satellitentelefone sowie tragbare Funksender. Er betont, mit der schwedischen Technologie seien schon Vermisste im Himalaja gefunden worden.

Gefährlicher Stau am „Dach der Welt“: In der sogenannten Todeszone über 8000 Metern sollte man sich nicht allzu lange aufhalten. (Bild: APA/AFP/Project Possible/Handout)
Gefährlicher Stau am „Dach der Welt“: In der sogenannten Todeszone über 8000 Metern sollte man sich nicht allzu lange aufhalten.

Doch es gibt auch viele kritische Stimmen. Denn die Tracking-Geräte seien besonders geeignet zur Suche von Verschütteten bei Lawinen in Skigebieten und hätten in den Alpen schon Leben gerettet. Aber die Detektoren könnten kaum Menschen finden, die sich unter Felsbrocken oder in einer tiefen Spalte befänden – wie dies bei Vermissten auf 8000 Metern im Himalaja oft der Fall sei, argumentieren der Chef von Nepals größter Expeditionsfirma Seven Summit Treks, Mingma Sherpa, wie auch der US-Bergsteiger und Blogger Alan Arnette.

(Bild: APA/AFP/HO/PHURBA TENZING SHERPA)

Kritik an „verrückten Regeln“
Arnette vergleicht die Suche nach Vermissten mit einem Spezialhelikopter mit dem Aufspüren einer Nadel im Heuhaufen. Und ein Expeditionsorganisator in der Hauptstadt Kathmandu, der anonym bleiben will, betont, elektronische Geräte würden bei den rauen Bedingungen auf den hohen Bergen teils versagen: „Diese verrückten Regeln machen Behördenmitarbeiter ohne jegliche Ahnung.“

Die Suche nach Verschütteten oder Verunfallten soll mit den Sendern erleichtert werden. (Bild: APA/AFP/PRAKASH MATHEMA)
Die Suche nach Verschütteten oder Verunfallten soll mit den Sendern erleichtert werden.

Arnette hat da ganz andere Vorschläge: Nepal könnte nur noch Bergsteiger nach oben lassen, die bereits zuvor einen 7000 Meter hohen Berg bestiegen hätten. Oder sie könnten Mindestqualifikationen für Bergführer vorgeben, damit diese ihre Kunden nie allein lassen, Warnsignale früh erkennen und gegebenenfalls vorzeitig umkehren. Oder sie könnten die Gruppengröße beschränken. Viele unerfahrene Menschen am Berg würden die Gefahr von Staus und damit auch das Sterberisiko erhöhen, bestätigt der nepalesische Bergführer Narendra Shahi Thakuri. Und gerade in Höhen über 8000 Metern – der sogenannten Todeszone – sollte man sich nur möglichst kurz aufhalten, da der Körper dort immer schwächer wird und sich nicht erholt.

Zahlungskräftige Touristen wichtiger als Sicherheit?
Doch solche Vorschläge dürften auf taube Ohren stoßen. Denn die Einnahmen der vielen zahlungskräftigen Touristen sind wichtig für den armen Himalaja-Staat. Ein Everest-Aufstieg kostet gewöhnlich mindestens 40.000 Euro pro Person – oft auch das Doppelte.

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